VI. Buch. Bergbau und Hüttenwesen. 73
früher in der Schlammwäsche mit sogenannten Vollapparaten arbeitete, auf denen sich
das aufbereitete Gut in dicken Schichten ansammelte und von Zeit zu Zeit mit Schaufeln
abgestochen wurde, zu welchem Zwecke man natürlich den S#ufbereitungsprozeß unter-
brechen mußte, wendet man jetzt allgemein Leerherde an, bei denen die fertigen Erzeug-
nisse ständig durch das Wasser entfernt und in Sammelbehälter gespült werden, so daß
ein ununterbrochener Betrieb entsteht, der ein höheres Ausbringen und größere Lei-
stungsfähigkeit bei geringerem Kraftaufwande und wenig Bedienung zur Folge hat.
Neben den bereits älteren, aber ganz vorzüglich arbeitenden Linkenbachschen NRundherden
sind etwa seit dem Jahre 1900 die Stoß- und Schüttelherde getreten, welche die aufbereitende
Wirkung des strömenden Wassers durch Stoß- und Schüttelbewegungen der Herdplatte
unterstützen und recht reine Erzeugnisse fast automatisch zu gewinnen gestatten. Durch
diese Fortschritte in der Schlammaufbereitung kann man aus den feinsten Schlämmen, die
sehr viel Metall enthalten, einen viel größeren Teil des Erzes gewinnen, als es vor 25
Zahren möglich war, und vermag selbst alte Schlammhalden früherer Betriebe mit Vor-
teil aufbereiten und so erhebliche Mengen Metall gewinnen, die man bereits verloren
gegeben hatte. Von der großen Bedeutung, welche die Aufbereitung für den Erzbergbau
hat, zeugt es, daß in Oberschlesien in den Jahren 1903—1912 außer mehreren lleinen Auf-
bereitungen und außer einigen, oft sehr bedeutenden Erweiterungen von bereits bestehen-
den Anlagen vier große neue Erzwäschen mit einer Gesamtstundenleistung von 200 Ton-
nen Haufwerk erbaut worden sind, für die ein Kapital von über 10 Millionen Mark auf-
gewendet wurde. Man#vermag in ihnen ein Grubenklein von 7—12% Zink und 1—4%
Blei auf 40 und mehr %% Zink und 70 und mehr % Blei anzureichern bei einem Ausbringen
von 75—89% des Gesamtzinkgehalts und 70—80% des Gesamtbleigehalts im Hauf-
werke, ohne daß die Kosten der Aufbereitung die Grenze erreichen, bei der ein gewinn-
bringender Betrieb selbst bei niedrigen Metallpreisen fraglich erscheint.
Neben die Naßaufbereitung, die Wäsche, die nur solche Mineralien voneinander
zu trennen vermag, die Hinsichtlich ihres spezifischen Gewichtes stark voneinander ab-
weichen, ist in den letzten Zahrzehnten ein ganz neues Verfahren, die magnetische Auf-
bereitung, getreten, welche die nasse Aufbereitung unterstützt und ergänzt und stellenweise
zu ersetzen vermag. Die erste magnetische Aufbereitung Europas wurde im Jahre 1900
auf der Grube Lohmannsfels im Siegerlande erbaut. Die anfangs verwendeten, nach
ihrem Erfinder „Wetherill-Apparate“ genannten Maschinen sind in den letzten Jahren
durch deutsche Firmen, vor allem durch die Maschinenbauanstalt Humboldt, das Krupp-
Grusonwerk und die Elektromagnetische Gesellschaft erheblich verbessert worden, auch
wurden von diesen Firmen neue Sypsteme erfunden und gebaut, die sich sehr gut bewährt
haben.
Zu der nassen und magnetischen Aufbereitung ist in den letzten Jahren noch das
Schwimmverfahren getreten, das auf dem Auftriebe von gewissen Erzen in Flüssigkeiten
oder auf der Tragfähigkeit gespannter Flüssigkeitshäutchen beruht. Fedoch ist man in
Deutschland über Versuche mit diesem Verfahren noch nicht hinausgekommen.
Während die Erzaufbereitung bis in die ältesten Zeiten des Bergbaues zurückreicht,
ist die Kohlenaufbereitung neueren Datums. Früher begnügte mansich allgemein damit,
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