VI. Buch. Bergbau und Hüttenwesen. 77
Brunck war in diesem Jahre ebenfalls der erste, welcher direkt festes Salz gewann. Ihm
folgte Dr. Otto, sowie namentlich auch Koppers mit eigenen Verfahren.
Aus 1000 kg Kohle werden im Mittel etwa 750 kg Koks, 28—40 kg Teer, 8—12 kg
schwefelsaures Ammoniak und 5—6 kg Benzol gewonnen. Das Ausbringen an Gasen
beläuft sich auf rund 300 chm für 1 Tonne trockener Kokskohle.
Das 1886 von Quaglio erfundene Einstampfen der Kokskohle, wodurch auch gas-
reiche Kohlen und Magerkohlen in Mischung mit Backkohlen für den Prozeß geeignet
werden, war namentlich, nachdem von den Firmen Brink & Hübner in Mannheim,
Sächsische Maschinenfabrik vormals R. Hartmann in Chemnitz, Kuhn & Co. in Bruch
in Westfalen u. a. praktische Stampfmaschinen erfunden worden waren, für die Reviere
an der Saar und in Oberschlesien außerordentlich wertvoll. Der Koks wird durch das
Stampfen der Feinkohle dichter und fester, das Ausbringen erhöht sich um etwa 3%,
die Einsatzmenge steigt um 50%. DOoch erhöht sich die Sarungszeit, und es bleibt deshalb
die Produltion eines Ofens dieselbe.
Die Garungszeit wurde durch Verringerung der Ofenbreite mehr und mehr ver-
kürzt, so daß man heute auf Garungszeiten von 22—30 Stunden gekommen ist.
Die überschüssigen hochwertigen Gase des Koksofens wurden im Jahre 1892 auf
der Kokerei Altenwald der Gebrüder Röchling im Saarbezirk in einer Koksofengas-
kraftmaschine von 12 PS zum erstenmal ausgenützt. Da sich mit der verbesserten Kon-
struktion der Koksöfen der Gasverbrauch für die Durchführung des Prozesses verringerte
und heute für andere Zwecke etwa die Hälfte der entwickelten Gasmengen zur Verfügung
steht, so bedeeutete diese Ausnützung der Gase einen wesentlichen Fortschritt. Die Anzahl
der effektiven PS-Stunden, welche gewonnen werden können, ist etwa gleich der wöchent-
lichen Koksproduktion in Tonnen. Diese Art der Verwertung der Überschußgase ver-
breitete sich rasch, so daß bereits im Zahre 1907 Gasmaschinen mit einer Leistungsfähig-
keit von insgesamt 44 000 PS im Betrieb waren, welche mit Koksofengas gespeist wurden.
Auf der Halberger Hütte in Brebach wurden die Koksofengase zum ersten Male an Stelle
von Leuchtgas zu Beleuchtungs- und Beheizungszwecken benützt. In den letzten Jahren
ist man dazu übergegangen, den Uberschuß an Gasen den in der Nachbarschaft der Koke-
reien gelegenen Städten und Ortschaften zuzuführen, und es sind im Ruhr- und Saar-
gebiet bereits eine ganze Menge von Gemeinden und Städten an Koksöfen angeschlossen.
Die Ersparnis für die Städte ist beträchtlich; denn sie zahlen für das Kubikmeter Gas
nur 2—3 Ffennig frei Gatzanstalt, während ihnen das auf die bisherige Weise her-
gestellte Leuchtgas auf mindestens 5 Pfennige zu stehen kommt. Für die Ausnützung
des hohen Heizwertes der Uberschußgase sind auch auf den Hüttenwerken neue Verwen-
dungsgebiete erschlossen worden. Man hat mit gutem Erfolg die bei der Stahlbereitung
verwendeten Martinöfen mit Koksofengas entweder allein oder in Mischung mit
Hochofengas oder Generatorgas betrieben. Um möglichst viel von den hochwertigen
Koksofengasen zur Verfügung zu haben, beizt man zum Teil die Koksöfen entweder
mit geringwertigen Hochofengichtgasen, oder man folgt einem Vorschlage von Koppers
und vergast den Albfallkoks in Generatoren, um das erzeugte Gas zum Heizen
der Koksöfen zu benützen. Die Kokserzeugung hat sich in den letzten 25 Zahren um
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