Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Zweiter Band. (2)

  
78 Bergbau und Hüttenwesen. VI. Buch. 
  
beinahe das Fünffache vermehrt, sie belief sich im Zahre 1912 auf 29,14 Millionen 
Tonnen. 
Für die Eisenindustrie hat das Brikettieren fei- 
ner Erze deshalb von Jahr zu JZahr an Wichtig- 
keit zugenommen, weil der Bergbau infolge der Verwendung brisanter Sprengstoffe 
eine größere Menge von Feinerz liefert als früher. Außerdem steigt mit der Länge 
der Transportwege, mit der Notwendigkeit des Umladens der Anteil an Feinerzen. 
#Ouch beim Hochofenbetrieb haben sich die Verhältnisse in dieser Richtung verschlechtert. 
In den niedrigen Ofen, welche mit geringer Windpressung betrieben werden, war es 
möglich, eine gewisse Menge Feinerz in der Erzgattierung zu verhütten, ohne daß sich 
Betriebsschwierigkeiten ergaben. Mit der Zunahme der Höhe der Ofen und der Steige- 
rung der Windpressung verursachten größere Mengen Feinerze in der Ofenbeschickung 
Betriebsschwierigkeiten. Die erhöhte Windpressung brachte es fernerhin mit sich, daß eine 
größere Menge GEichtstaub mit den Gasen fortgerissen wurde, dessen Wiederaufgabe in den 
Ofen ohne Brikettierung nicht möglich ist. Ferner müssen die auf magnetischem Wege auf- 
zubereitenden Erze vorher zerkleinert und die Erze zwecks Verhüttung brikettiert werden. 
Alle diese Umstände bedingten es, daß der Lösung dieser Frage große Aufmerk- 
samkeit zugewendet wurde, und es sind in den letzten 25 Jahren etwas über 50 Ver- 
fahren durch Patente geschützt worden. Sie verwenden meist Bindemittel anorga- 
nischer und organischer Natur (Pressen mit geringem und hohem Oruck) und setzten 
die Preßlinge häufig einer Nachbehandlung aus. Mnr eine beschränkte Zahl der zahl- 
reichen Verfahren ist über Versuche zu betriebsmäßiger Anwendung gekommen, und 
von diesen haben sich nur wenige auf die Dauer bewährt. Die Frage der Brikettierung 
der Eisenerze ist daher noch nicht in jeder Beziehung vollständig gelöst. 
Ein anderer Weg zur Erzielung der Verhüttbarkeit von Feinerzen und von Gicht- 
staub bildet die Agglomerierung, welche in einem Erhitzen der zu agglomerierenden 
Materialien bis zum Zusammensintern besteht. Das Verfahren wird in den von der 
Zementindustrie übernommenen ODrehrohröfen ausgeführt. Es werden hierbei unregel- 
mäßige klumpige Agglomerate erhalten, die für den Hochofen ebenso geeignet sind als 
regelmäßig geformte Stücke. Für dieses Verfahren eignen sich jedoch nur solche Mate- 
rialien, bei denen die Schmelztemperatur genügend hoch über der Sintertemperatur 
liegt, da sonst die Gefahr vorliegt, daß das zu verarbeitende Gut vollständig zum Schmel- 
zen kommt. 
Brikettieren der Eisenerze. 
  
Die Fortschritte im Hochofenbetrieb bestehen hauptsäch- 
lich darin, daß die Handarbeit bei der Beförderung der 
Rohmaterialien durch maschinelle Einrichtungen ersetzt und die Erzeugung durch Ver- 
größerung des Ofeninhalts und Steigerung der Leistungsfähigkeit der Gebläsemaschinen 
erhöht worden ist. Wesentliche Erfolge wurden in der Nutzbarmachung der Neben- 
produkte des Hochofens dadurch erzielt, daß das Gichtgas in Gaskraftmaschinen verwendet 
und die Schlacke zum Teil auf Zement verarbeitet wurde. 
Roheisenerzeugung. 
  
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