Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Dritter Band. (3)

  
—— Eisenbahnen, Stratzen· und Luftverkehr, Post und Celegraph. « .7 
unkündbare Betriebs- und Finanzgemeinschaft mit Preußen abzuschließen, 
innerhalb deren die Bahnen beider Staaten als einbeitliches Netz verwaltet und die 
Reinüberschüsse aus dem Betrieb nach einem ein für allemale vereinbarten Schlüssel ver- 
teilt werden. Auf ähnlicher Grundlage beruht auch ein zwischen Preußen, Baben und 
Hessen im Zahre 1901 für den Betrieb der Main- Neckarbahn abgeschlossener Staats- 
vertrag. Zn beiben Fällen war die Gemeinschaft für die beteiligten Staaten von gün- 
stigen Wirkungen begleitet. 
Auch die deutschen Mittelstaaten haben zu Beginn der 1900er Gahre mit Preugen 
Üüber die Frage eines engeren Arnschlusses ihrer Eisenbahnunternehmungen an den 
preußischen Großbetrieb verhandelt. Für sie konnte jeboch nur ein Gemeinschaftsver- 
Pältnis in Fragen kommen, bei dem der selbständige Fortbestand ihrer Eisenbahnen 
gewahrt blieb. Die Verhandlungen führten zunächst zum Plane einer Betriebsmittel- 
gemeinschaft. Dieser Gedanke kam indessen nicht zur Verwirklichung, da über die 
beiden wichtigsten Grundfragen, die Organisation und den Teilungsschlüssel keine SEini- 
gung erzielt werden konnte. Man suchte daher eine minder weitgehende Vereinheitlichung 
zu erreichen und faßte den Abschluß einer Güterwagengemeinschaft ins Auge. Und diese 
gelang. Am 1. April 1909 trat ein Ubereinkommen aller deutscher Staatsregierungen 
mit Sisenbahnbesitz über die Bilbung eines deutschen Staatsbahnwagenverbandes 
ins Leben. 
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Staatseisenbahnen der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt. Zede Verbanbsbahn be- 
mutzt die Güterwagen jeder anderen Verbandsbahn wie ihre eigenen zur beliebigen Be- 
labung nach dem Un- o#er Auslande, es gibt keine Aufschreibungen und keine Übergabe 
ober Untersuchung der Wagen an den Grenzen und keine Rückleitung der Wagen an die 
Heimatbahn nach der Benutzung. Die Verbandsbahnen zahlen an den Verband eine 
Vergltung nach der Zahl der auf ihren Strecken geleisteten Achskilometer und der Se- 
somtbetrag, den sie einzahlen, wird unter sie wieder verteilt nach der Zahl der von ihnen 
vrorhe# galtenen Wagenachsen. 
ODie Wirkung war ausgezeichnet. Die Leerläufe der GSüterwagen in Deutschland 
gingen zurück, der Wagenpark konnte besser ausgenutzt, der Auegleich zwischen Wagen- 
bestand und Wagenbebarf einheitlich geregelt, dem Wagenmangel konnte erfolgreicher 
entgegengewirkt werden. Oie Verwaltungen sparten Leerführungs- und Nangierkosten, 
A#brechnungspersonal in den Wagenbureaus und Ubergabspersonal an den Grenzen. 
. Aber die öffentliche Meinung gab sich mit 
Weitergehende Bestrebungen. bem Erreichten nuccht allenthalten zuskieden. 
In Presse und Parlament forderte man eine weitgehende Vereinheitlichung der deut- 
schen Eisenbahnen, allerdings nicht ohne Widerspruch. Oie Meinungen blieben geteilt. 
Im Wittelpunkt der Ersrterungen steht dermalen das Problem der sog. „(öbers- 
tiven Eisenbahngemeinschaft“. Oie beutschen Sisenbahnen sollen eine volle Be- 
  
 
	        
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