Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Dritter Band. (3)

  
VII. Buch. Die Seeschiffahrt. 87 
  
Verkehr auf den Weltmeeren, die die Länder heute nicht mehr trennen, sondern ver- 
binden. 
In den letzten Jahren hat sich die deutsche Han- 
Die deutsche Handeleklotte, delflotte annähernd verdoppelt, nächst der eng- 
lischen und ameerikanischen ist sie die stärkste Handelsflotte der Welt. Zm ZJahre 1900 
zählte sie 2650 0633 Br.-Reg.-Tonnen, und 1912 war sie auf 4628 983 Br.-Reg.-Tonnen 
angewachsen. Ein kurzer AUberblick über den gegenwärtigen Stand der deutschen 
Keedereien mag hier Matz finden: 
Der Norddeutsche Llopd 1857 mit einem Kapital von etwa 12 Millionen Mark ge- 
gründet, verfügt heute über ein Kapital von 125 Millionen Mark und eine Flotte von 467 
Schiffen mit 846 611 Br.-Reg.-Tons. 
Die Hamburg-Amerika-Linie, 1847 mit einem Kapital von 460000 Mark und 
einer Flotte von 3 Segelschiffen gegründet, arbeitet heute mit einem Aktienkapital 
von 150 Millionen Mark und hat einen Schiffsbestand von 431 Fahrzeugen aller Art 
mit einem NRaumgehalt von 1 306 819 Br.-Reg.-Tons. 
Aus den angeführten Ziffern ist die Entwicklung der beiden größten deutschen Ree- 
dereien am besten zu erkennen. Es würde aber kein vollständiges Bild der Entwick- 
lung der deutschen Schiffahrt abgeben, wollte man nicht auch der übrigen deutschen Kee- 
dereien gedenken, die sich ebenfalls in den letzten 25 Jahren, z. T. äußerst günstig, ent- 
wickelt haben. Die drittgrößte Reederei Deutschlands ist heute die Deutsche Dampf- 
schiffahrtsgesellschaft „Hansa“ in Bremen, die Anfang der 80er Jahre des vorigen 
Jahrhunderts gegründet, in den letzten Zahren sich zu der am besten arbeitenden Kee- 
derei aufschwingen konnte. Sie hatte 1912 67 Seedampfer mit 338 589 Br.-Reg. 
Tonnen. Das Kapital der „Hansa“ betrug bei der Gründung 3 Millionen Mark, wurde 
1888 auf 5 Millionen Mark erhöht und beläuft sich seit 1906 auf 25 Millionen Mark. 
AAuch die „Hansa“ hat sich gerade in den letzten 25 Jahren am stärksten entwickelt, ihr 
Hauptgeschäft liegt im Indien- und Ostasiendienst, doch läßt sie im Gegensatz zu den 
beiden zuerst genannten Reedereien ausschließlich Frachtdampfer fahren. In der Anzahl 
der Schiffe und der Br.-Reg.-Tons folgt der „Hansa“ die Hamburg- Südamerika- 
nische Dampfschiffahrtsgesellschaft, die im Jahre 1871 in Hamburg ins Leben 
trat. Ihre Linien laufen sämtlich nach Südamerika. Die Gesellschaft unterhält neben 
dem Frachtendienst auch einen ausgedehnten Passagierdienst. Von den übrigen deut- 
schen Reedereien seien die Deutsch-Australische Dampfschiffahrtsgesellschaft, 
die im Jahre 1888 gegründete wurde und den Verkehr nach Australien versieht, die 
Deutsche Dampfschiffahrtsgesellschaft „Kosmos“, die Linien nach der West- 
küste Südamerikas unterhält, die die Küsten Afrikas befahrende Woermann- Linie 
und die Deutsche Ostafrika- Linie erwähnt. Sie alle sind in den 80er Jahren des 
vorigen Jahrhunderts ins Leben gerufen und haben sich zu bedeutenden Needereien 
entwickelt, die sämtlich über eine Flotte von über 100 000 Br.-Reg.-Tons verfügen. 
Damit ist aber die Zahl der deutschen Reedereien noch längst nicht erschöpft, noch ca. 40 
Reedereien, die eine Flotte von über 12 000 Reg.-T. ihr Eigen nennen, zählt die deutsche 
  
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