Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Dritter Band. (3)

  
12 Eisenbahnen, Straßen- und Luftverkehr, Post und Telegraph. VII. Buch. 
  
Oie bedeutenderen Bahnhöfe wie auch zahlreiche Meinere Stationen erhielten die 
elektrische Beleuchtung. 
Alle diese Maßnahmen, zusammen mit der Verbesserung der Bahnhof- und Strecken- 
verhältnisse, haben ein fortschreitendes Sinken der Unfallziffer zur Folge gehabt. Deutsch- 
land wird an Sicherheit des Dienstes auf seinen Eisenbahnen von keinem. anderen Lande 
der Erde übertroffen. 
Her elektrische Bahnbetrieb. Schon von Anfang an war die Elektrizität eines 
der unentbehrlichsten Hilfsmittel im Eisenbahn- 
betrieb. Immer weitere Anwendungsgebiete hat sie sich erobert. Dem letzten Fahrzehnt 
des vorigen Jahrhunderts war es vorbehalten, sie dem Eisenbahnverkehr auch als Mittel 
zur Fortbewegung der Züge dienstbar zu machen. 
Seit Anfang der 1890er Jahre werden in Deutschland Straßenbahnen elektrisch 
betrieben. Die günstigen Erfolge ermutigten dazu, die Einführung des elektrischen Be- 
triebes auch für die Haupt- und NRebenbahnen ins Auge zu fassen. Zunächst blieben die 
Versuche, abgesehen von einigen Nebenbahnen, beschränkt auf großstädtische Schnell- 
und Vorortbahnen. Größere Schwierigkeiten zeigten sich, als man der Verwirklichung 
des Gedankens näher trat, den elektrischen Betrieb auf die großen Fernbahnen zu über- 
tragen. Diese Schwierigkeiten zu überwinden, sind Wissenschaft und Technik des In- 
und Auslandes auf dem Wege. Auch die deutschen Eisenbahnverwaltungen sind hierbei 
nicht untätig geblieben. 
Die preußische Staatsbahnverwaltung trat an die Elektrisierung der mit 
Schnell-, Personen- und Güterzügen befahrenen Hauptbahnlinien Magdeburg—Bitter- 
feld—Leipzig—Halle und der schlesischen Gebirgsbahn Lauban—Königszelt heran 
und hat den elektrischen Probebetrieb auf der Teilstrecke Dessau — Bitterfeld nun- 
mehr schon über ein Zahr lang durchgeführt. 
Die Baperische Regierung hat in den Jahren 1907 und 1908 ihrem Landtage 
Denkschriften über den Ausbau der Wasserkräfte des Landes und über die Einrichtung des 
elektrischen Bahnbetribes vorgelegt und Mittel für die Herstellung von Wasser-Kraft- 
werken und für die Elektrisierung verschiedener im Alpengebiet und Alpenvorland ge- 
legenen Bahnlinien angefordert. 
Baden hat die Wiesenthalbahn für den elektrischen Betrieb ausgerüstet und be- 
reits mit den elektrischen Fahrten begonnen. 
Auch Sachsen und Württemberg sind in die Prüfung des Problems der elektrischen 
Zugbeförderung eingetreten. 
Oie preußische Staatsregierung hat aber noch einen weiteren wichtigen Schritt 
auf dem Wege der Ersetzung des Dampfbetriebes durch den elektrischen Betrieb getan, 
indem sie ihrem Landtage im Jahre 1912 eine Vorlage über die Einrichtung elektrischer 
Zugförderung auf den Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen unterbreitete. 
Es sollen 557 elektrische Lokomotiven beschafft und insgesamt 123 Millionen Mark auf- 
gewendet werden. Die Verhandlungen im Parlament standen unter dem Zeichen des 
Prinzipienkampfes zwischen Dampf und Elektrizität. Hier wie auch bei anderen Gelegen- 
  
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