Handelshochschulen
Von Prof. Dr. Apt, Syndikus der Korporation der Kaufmannschaft Berlin
Die Handelshochschulidee. Die Oandelshochschulidee entspringt nicht der mo-
dernen Zeit. Bereits im Zahre 1725 erörtert der
sächsische Merkantilist Zacob Marperger die Frage, ob es nicht ratsam sei, auf Univer-
sitäten „öffentliche Professores mercaturae zu verordnen, die die Kaufmannschaft und
alles, was in dieselbe hineinläuft und von solcher dependieret, dozieren müßten“.
Unter den Gründen für eine Universitätsbildung der Kaufleute führt er u. a.
a) größere Estimation der Kaufleute, insbesondere wenn in England Adelige und
Fürsten dem Kaufmannsstand sich widmen,
b) manches schöne Kapital würde wieder in die Handlung kommen, welches bisher
durch Verheiratung reicher Kaufleute Töchter an Standespersonen, Adelige und
Gelehrte derselben entzogen worden.
Einen praktischen Erfolg hatten seine Bemühungen indes nicht zu verzeichnen.
Die Verwirklichung der Handelshochschulidee ist vielmehr der neuesten Zeit vor-
behalten gewesen. Die moderne Wirtschaftsentwickelung stellt an den Kaufmann und
Industriellen derartige Anforderungen, daß die frühere Ansicht, als ob für den Kauf-
mann und Industriellen die Allgemeinbildung genügend wäre, sich als nicht mehr zu-
treffend erwies, vielmehr bedeutete die Errichtung des kaufmännischen Unterrichts-
gebäudes in Form der kaufmännischen Fortbildungsschulen, Handelsschulen und
Handelshochschulen den Sieg der Auffassung, daß zur Allgemeinbildung noch eine be-
sondere Fachbildung hinzutreten müsse.
Die kaufmännische Fachbildung gliedert sich zwanglos in drei Teile: Fortbildungs-
schulen, Handelsschulen und Handelshochschulen.
Fortbildungschule. Unter den kauf männischen Fortbildungsschulen wird
die sich in Heutschland im allgemeinen an die Volkseschule
anschließende öffentliche Unterrichtsanstalt verstanden, in welcher den in Geschäften
tätigen Handlungslehrlingen und Gehilfen männlichen und weiblichen Geschlechts während
1) Die folgenden Ausführungen sind im wesentlichen entnommen meinem Vortrag über die Handels-
bochschulbewegung in Deutschland (Tarl Hepmanns Verlag, Berlin 1907), sowie meinem Vortrag über
die Errichtung einer Handelshochschule in Berlin (Carl Hepmanns Verlag, Berlin 1900). Außerdem findet
sich wertvolles Materlal in den Rechenschaftsberichten der einzelnen Handelshochschulen, die von den Leitern
in regelmäßigen Zeiträumen erstattet werden; so die Berichte von Schumacher, Eckert, Jastrow, Binz u. a.
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