24 LZandelshochschulen. IX. Buch.
Königsberg in eine vollberechtigte Handelshochschule ist für Ostern 1914 in Aussicht
genommen.
Die finanzielle Grundlegung der einzelnen
Handelshochschulen ist durch kaufmännische Kör-
perschaften, städtische Behörden und durch Private, je nach der lokalen Entwickelung der
einzelnen Anstalten, erfolgt. So leistet die Handelskammer in Leipzig die finanzielle
Garantie für die dortige Handelshochschule und besorgt die ökonomische Verwaltung der-
selben; das Königliche Ministerium des Innern sowie die Stadt Leipzig leisten Zuschüsse.
Die Handelshochschule in Köln ist eine Veranstaltung der Stadt Köln; durch den
Geheimen Kommerzienrat Gustav von Mevissen war 1879 der Stadt zur Gründung
einer Handelshochschule eine Stiftung übermacht, die durch weitere Zuwendungen all-
mählich eine solche Höhe erreichte, daß ihre Erträgnisse für die Gründung einer selb-
ständigen Handelshochschule ausreichend erschienen. Die Stadtverwaltung trägt den aus
den Stiftungsmitteln und Einnahmen nicht gedeckten Anteil der Kosten.
Die Anregung für die Gründung der Akademie für Sozial- und Handelswissen-
schaften in Frankfurt a. M. ging von dem „Institut für Gemeinwohl“, einer Stiftung
des bekannten Herrn Dr. W. Merton aus. Gemeinsam mit diesem haben die Stadt Frank-
furt, die Handelskammer und die Polptechnische Gesellschaft, zu Frankfurt zum Teil
unterstützt durch weitere Stiftungen und Schenkungen, die finanzielle Durchführung der
Akademie übernommen.
Die Handelshochschule Berlin ist von der Korporation der Kaufmannschaft von
Berlin ins Leben gerufen und wird von derselben finanziell unterhalten.
Finanzielle Grundlegung.
Der Zweck der Anstalten besteht darin, die für den kaufmännischen
Beruf erforderliche wissenschaftliche Fachbildung durch Lehre und For-
schung zu pflegen. Es soll nicht nur den Schülern ein bestimmter Lehrstoff zugeführt
werden, es soll auch ein Lehrerstamm herangebildet werden, der durch Forschung die
bisher vernachlässigten Materien der kaufmännischen Fachbildung vertieft.
Zweck.
Hinsichtlich der Form, in welcher die einzelnen Anstalten die ge-
steckten Ziele zu verwirklichen suchen, ergeben sich eine Reihe von
Verschiedenheiten. In Leipzig ist die Handelshochschule an die Universität angelehnt,
und zwar besteht hier die Besonderheit, daß die handelswissenschaftlichen Vorlesungen
in einem besonderen Gebäude von Lehrern der dortigen Handelslehranstalt abgehalten
werden, während im übrigen die Studierenden an den Vorlesungen der Universität
teilnehmen.
Zn Frankfurt a. M. werden Kaufleute und Verwaltungsbeamte zusammengebracht.
Am reinsten ist indes die ISdee der Handelshochschule verwirklicht worden in den
selbständigen Handelshochschulen, die lediglich für Kaufleute bestimmt sind, in den Handels-
bochschulen in Berlin und Köln. Hier weiß der Dozent von Anfang an, daß er es nur
mit Kaufleuten zu tun hat; seine ganze Denkungsweise ist von dem einen Ziel beherrscht,
Form.
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