Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Dritter Band. (3)

  
IX. Buch. Das höhere Schulwesen. 47 
  
werden, als er gewesen ist. Zhren maßgebenden Einfluß aber auf das gesamte Werk 
der weiblichen Erziehung von andern Seiten her wieder zu stärken bleibt eine Aufgabe 
der Zukunft. 
Außere Blüte der höheren V. Hat die Entwicklung der höheren Knabenschulen 
Knabenschulen. das gehalten, was man nach der befreienden Tat, 
mit der das pädagogische Zahrhundert begann, er- 
warten durfte? — Oie weitere Verschiebung zugunsten der realistischen Anstalten läßt 
jedenfalls erkennen, wie es mehr und mehr Brauch wird, für die einzelnen wie für 
ganze Gemeinden die Schulart nicht nach gesellschaftlichem Vorurteil, sondern nach 
praktischen Bedürfnissen zu wählen. Die Realgymnasien speziell haben sich von dem 
Verluste, den die Schulkonferenz von 1890 verursacht hatte, kräftig erholt. Unter ihnen 
Überwiegt heute fast schon der Typus mit französischem Anfangsunterricht, während die- 
selbe Anlage im Gebiete des Gymnasiums nicht rechten Boden zu gewinnen vermocht 
hat. An mehreren Stellen sind Versuche in dieser Richtung nach Verlauf einiger Jahre 
wieder aufgegeben worden; zurzeit gibt es Reformgymnasien in Preußen 25. Der Ge- 
danke, auf lateinloser Grundlage das gesamte höhere Schulwesen aufzubauen — und 
mit ihm die Gefahr der Zerstörung des Gymnasiums — ist, für Preußen wenigstens, 
ferner gerückt. 
Die allgemeinen Verhältnisse im Bereiche der preußischen Monarchie mag eine 
Ubersicht, nach amtlichen Feststellungen, deutlich machen. 
  
  
1890 1900 1912 1913 
Gymnasien 268 295 342 345 
Realgymnassen 87 76 168 180 
Oberrealschusgsen 9 37 102 105 
Progymnassn 46 59 30 28 
Kealprogymnassien 86 21 44 4 
Realschulsen 20 138 177 180 
  
Zusammen: 816 626 863 881 
Gesamtschülerzahl 139801 164885 236173 239471 
Gewaltig ist die Bermehrung im ganzen, ein Ausdruck zunehmenden Bildungs- 
dranges und wachsenden Wohlstandes. Zu gleicher Zeit haben die deutschen Schulen 
im Ausland einen erfreulichen Aufschwung genommen. Bis zum Jahre 1901 stand nur 
die von Konstantinopel in festen amtlichen Beziehungen zur Heimat; seitdem sind elf 
weitere, die entferntesten in Tsingtau und Buenos Alres, hinzugekommen, die zum Auf- 
sichtsbereich der Keichsschulkommission gehören und auf Grund einer Schlußprüfung 
das Zeugnis für den einjährigen Militärdienst erteilen können. Auf der Weltausstellung 
in Brüssel (1910) hat deutsches Schulwesen hohen Ruhm geerntet. Und auch daheim fehlt 
es nicht an Gelegenheit, daß jeder sich selbst überzeuge, was unfsre Zugend leistet: Schüler- 
konzerte, Turnfeste, Schaustellung von Schülerzeichnungen sind überall beliebt geworden. 
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