18 Philosophie. X. Buch.
werden, sind der bedeutungsvolle und bleibende Znhalt aller Forschung. Der Rechts-
grund aller Einsicht muß dabei letzten Endes in der Vernunft selbst nachgewiesen werden.
Die Logik erscheint in diesem System als der Inbegriff der theoretischen Philosophie
und als die Grundlage der anderen philosophischen Wissenschaften. So kann die Ethik
als eine Logik der reinen Willensgestaltung und die Isthetik als eine Logik der reinen
Kunstgestaltung angesehen werden. Die unbedingte Setzung und damit das unbedingt
Gesetzliche werden in dem Zdealismus der Marburger Schule am meisten gewürdigt,
und so entsteht die Richtung auf das absolute Gesetz, das von dem Mechsel der Er-
scheinungen unabhängig ist und zugleich in allen gilt.
Oas Absolute als Realität. Ist nun mit diesen drei Formen alles erschöpft,
was überhaupt absolut sein und zur absoluten
Pbilosophie gerechnet werden kann? Man hat es gemeint und im Anschluß an Lotze
alle Bestimmungen auf Tatsachen, Prinzipien und Werte zurückzuführen gesucht,
denen noch eine theologische Ergänzung zugestanden wurde. Aber damit erhält
man drei ganz getrennte Arten des Absoluten. Oie letzte Tatsache, der letzte Wert
und das letzte Gesetz haben eine so verschiedene Bebeutung, daß sie sich gar nicht zu einem
wirklichen System vereinigen lassen, und so wird man genötigt, von einem relativen
Absoluten, nämlich von einem Absoluten mit Rücksicht auf das Gebiet zu reden, für das
es gilt. Ein Blick auf die absolute Philosophie vor hundert Zahren zeigt uns sofort, woran
das liegt. Sie war von der Tendenz beherrscht, Denken und Sein unter die gleichen
Gesichtspunkte und Entwicklungsgesetze zu bringen und damit weder die Phänomene
von dem, was erscheint, noch die Erkenntnis von ihren Gegenständen, noch die Werte
von einer Welt zu trennen, in der sie gesetzt, beurteilt und verwirklicht werden. Wir
bedürfen somit noch eines vierten Absoluten, um die Einheit aller herstellen zu können,
nämlich eines realen Seins und Geschehene, das zur Tatsache für uns werden kann,
das Werte in sich aufnimmt und zur Herrschaft gelangen läßt, das endlich nach Gesetzen
sich richtet und eine Erkenntnis des Ursprungse aller Geltung ermöglicht. Aus dem Kelche
dieses Absoluten schäumt uns wahrhaft die Unendlichkeit. In sich selbst gegründet und
ohne Grenzen seines Reiches ist es der Ankerplatz, der alle Kulturgüter aufnimmt und
schützt, und der auch unseren religiösen Anschauungen und Gefühlen ihren Halt und
ihr Recht gibt.
Die Frage, wie wir zur Erkenntnis dieses nicht unmittelbar zu ergreifenden Ab-
soluten kommen, ist eine Fundamentalfrage der Erkenntnistheorie. Zhre positive und
detaillierte Beantwortung ist durch Bedenken und Einwände erschwert und verzögert
worden, die uns künftig zumeist als unfruchtbarer Subjektivismus und Skeptizismus
erscheinen werden. Man kann auch sagen: wo die Normalwege zur Befriedigung
des Erkenntnistriebes infolge übergroßer Vorsicht zugebaut werden, da öffnet sich an
einer nicht allen zugänglichen Stelle ein neuer Pfad, Glaube, Ahnung, Extase genannt,
um diesem Absoluten zueilen zu können. So ist Bergsons Intuition ein Versuch,
an der langsam und methodisch binführenden Straße vorbei mit einem kühnen Vorstoß
an das Ziel zu gelangen. Es beginnt aber jetzt die Einsicht durchzudringen, daß es einen
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