70 Mathematik. X. Buch.
der Preis für die einzelnen, nicht gerade starken Bände, die je ein Jahr umfassen, so
hoch, daß wohl nur wenige Privatleute imstande sind, diese Sammlung von Titeln
aus ihrer Spezialwissenschaft zu erwerben.
Eine andere internationale Einrichtung, die für die
Mathematik allein in Betracht kommt, sind die in
den letzten Jahrzehnten abgehaltenen internationalen
Mathematikerkongresse, von denen der erste 1897 in Zürich, der zweite 1900 in Paris,
der dritte 1904 in Heidelberg, der vierte 1908 in Rom, der fünfte 1912 in Cambridge
stattgefunden hat. Der wesentliche Autzen solcher Kongresse besteht darin, daß
die Fachgelehrten der verschiedenen Völker sich persönlich kennen lernen und
ihre Gedanken im Gespräche austauschen können. Die gedruckten Verhandlungen der
Kongresse ermöglichen es auch denen, die nicht anwesend gewesen sind, aus den ge-
haltenen Vorträgen sich ein Bild von dem Gange der Verhandlungen zu machen. Als
eine gemeinsame Angelegenheit ist seit dem Kongresse in Rom die Frage über die
Methode des Unterrichts in der Mathematik durch eine internationale Unterrichts-
kommission behandelt worden. Die Anregung hierzu ist von Deutschland ausgegangen,
wo Feliz Klein auf den Naturforscherversammlungen und in dem Vereine zur
Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts seine volle
Energie in nicht nachlassender Agitation für eine NReform dieses Unterrichtes eingesetzt
hat. Ebenso haben sich diese Zusammenkünfte als förderlich für große Unternehmungen
erwiesen, wie die Herausgabe der Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften, mit
Einschluß ihrer Anwendungen, sowie die jetzt endlich verwirklichte Ausgabe der Werke
von Leonhard Euler. In der Hauptsache sind aber doch die Anregungen, die der
einzelne im Austausche der Gedanken mit gleichstrebenden Fachgenossen erhält, die
greifbarsten Vorteile solcher Zusammenkünfte.
Internationale
Mathematiker-Kongresse.
Ein Zusammenschluß der deutschen Mathematiker zu
gemeinschaftlicher Arbeit hat sich durch die Bildung
der Deutschen Mathematiker-Vereinigung vollzogen.
Nach manchen vorangegangenen Anläufen, unter denen besonders eine im April 1873
zu Göttingen stattgefundene BVersammlung deutscher Mathematiker zu erwähnen ist,
wurde bei der Versammlung Deutscher Naturforscher und Arzte zu Heidelberg 1889
infolge einer Anregung von Georg Cantor in der mathematischen Abteilung die
Frage einer engeren Verbindung der deutschen Nathematiker auf die Tages-
ordnung der nächsten Versammlung in Bremen gesetzt und hier dann 1890 durch ent-
sprechende Beschlüsse prinzipiell geregelt. Die Satzungen wurden endlich 1891 auf der
Naturforscherversammlung in Halle angenommen; nach ihnen hält die unter dem
Namen „Deutsche Mathematiker-Vereinigung“ gegründete Gesellschaft alljährlich ihre
Sitzungen in Gemeinschaft mit der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte ab.
Sie hat seit ihrer Stiftung eine reiche Tätigkeit entfaltet; ihre Mitgliederzahl betrug 769
nach dem Stande vom 1. Januar 1915.
Deutsche Mathematiker-
Vereinigung.
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