Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Dritter Band. (3)

  
38 Eisenbahnen, Straßen- und Luftverkehr, Post und Telegraph. VII. Buch. 
  
bild, das die Verkehrsergebnisse der deutschen Postverwaltungen darbieten, bringt beredt 
zum Ausdrucke das gewaltige Vorwärtsdrängen der treibenden Kräfte der deutschen 
Nation auf weiten und wichtigen Gebieten der menschlichen Kulturbetätigung. 
II. Betrieb und Technik. 
Den im letzten Vierteljahrhundert erzielten Verkehrsaufschwung haben die Post- 
verwaltungen Deutschlands unmittelbar und mittelbar gefördert durch mannigfache Neue- 
rungen und Verbesserungen im Betriebe, durch eine Reihe technischer Vervollkomm--- 
nungen, sowie durch zahlreiche verkehrspolitische Maßnahmen auf dem Gebiete der Ge- 
setzggebung, Verordnung und internationalen Bereinbarung. 
Oem bewährten Grundsatze folgend, daß vermehrte 
Verkehrsgelegenheiten und Betriebsverbesserungen 
verkehrsbelebend wirken, haben die deutschen Postverwaltungen fortgesetzt ihr Augen- 
merk auf die Vermehrung der Postanstalten, vor allem der für den Landpost- 
dienst bestimmten Hilfspostanstalten, sowie der Telegraphen- und Fernsprechanstalten 
gerichtet. Außerdem wurden die amtlichen Verkaufsstellen für Postwertzeichen (Ende 
1911 rund 28 000) vermehrt und in neuerer Zeit weitere Erleichterungen durch 
Aufstellung von Briefmarken- und Postkartenautomaten (Ende 1911: 967) und von 
Fernsprechautomaten (Ende 1911: 2713) geschaffen. Von der förderlichsten Wirkung 
auf die Verkehrsentwicklung waren sodann die zahlreichen Vorkehrungen, die im Interesse 
der Beschleunigung der Postbeförderung und elektrischen Nachrichtenvermittlung, sowie 
der Verbessernng der Zustellung der Postsachen und Telegramme getroffen wurden. 
Abgesehen von der Beförderungsbeschleunigung, die sich von selbst mit der Verkürzung 
der Fahrzeiten und mit der Vermehrung der für den Postdienst benutzten Eisenbahnzüge 
und Dampfschiffe ergab, ist eine raschere Postbeförderung vor allem durch die Einstellung 
von Kraftfahrzeugen erzielt worden. Eine weitgehende Verwendung hat dieses 
Beförderungemittel besonders bei der Baperischen Postverwaltung gefunden, die damit 
auch eine nicht unbeträchtliche Hebung des Personenpostverkehrs erzielte. So betrug 
Ende 1911 in Bayern die Zahl der Kraftwagenlinien (einschließlich der nur im Sommer 
betriebenen) 72 mit einer Gesamt-Betriebslänge von 1579 km; in Verwendung standen 
hierbei 152 Kraftwagen für den Personen- und 12 Kraftwagen für den Lastenverkehr, 
dazu 33 Anhänger für Personen- und 27 Anhänger für Lastwagen. Seit der Mitte der 
90er Jahre haben die deutschen Postverwaltungen, voran die Reichspostverwaltung, 
auch das Fahrrad und später das Motorrad in den Dienst gestellt; Ende 1911 wurden 
im Postbetrieb benutzt über 9000 Fahr- und Motorräder. Soweit diese Fahrzeuge für 
die Briefkastenentleerung und zu Landpostgängen verwendet werden, trägt ihre Be- 
nutzung nicht unwesentlich bei zur Beschleunigung der Postbeförderung. Diesem letzteren 
Zwecke dienen auch die neuerdings bei einer Anzahl großer Postämter eingeführten Brief- 
stempelmaschinen, dann die das Annahmegeschäft beschleunigenden Stempelapparate 
für Postanweisungen und Einschreibebrief-Automaten. In Betracht kommt ferner die 
Betriebsverbesserungen. 
  
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