Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Dritter Band. (3)

  
42 Eisenbahnen, Straßen- und Luftverkehr, Post und Telegraph. VII. Buch. 
von Jahr zu Jahr gesteigert. Dementsprechend haben die Reichsbeihilfen im Laufe der 
Jahre sich beträchtlich erhöht; der Gesamtbetrag dieser Beihilfen beläuft sich zurzeit auf 
rund 7½ Millionen Mark. Außer den Reichspostdampfern werden zahlreiche Dampfer- 
linien, die von deutschen Gesellschaften unterhalten werden, für den überseeischen Post- 
verkehr benutzt. Einen bedeutsamen Fortschritt in der Entwicklung des Seepostdienstes 
brachte die 1891 getroffene Einrichtung besonderer Seeposten auf deutschen Schnell- 
dampfern im Verkehr mit Nordamerika. Durch diesen Seepostdienst werden während 
der Seefahrt die Postsendungen vollständig postmäßig bearbeitet, so daß sie sofort nach 
der Ankunft den Ortspostanstalten der Hafenstadt, bzw. soweit es sich um weitergehende 
Postsachen handelt, den Bahnposten zugeführt werden können. Oie auf diese Weise er- 
reichte wesentliche Beschleunigung wirkte in hohem Maße belebend auf die Entfaltung 
des Postverkehrs zwischen Deutschland und Nordamerika. 
Die Vermittlung der überseeischen tele- 
graphischen Korrsepondenz Deutschlands 
lag lange Zeit fast ausschließlich in den Händen ausländischer, namentlich englischer und 
amerikanischer Kabelgesellschaften. Im letzten VBierteljahrhundert waren die Bestre- 
bungen der Reichstelegraphenverwaltung andauernd darauf gerichtet, den über- 
seeischen Telegraphenverkehr Deutschlands von den fremden Telegraphenlinien 
unabhängig zu machen. Dank dieser zielbewußten Tätigkeit konnte sich Deutschland 
einen wachsenden Anteil am Weltkabelnetz sichern. Noch vor anderthalb Zahrzehnten 
verfügte Deutschland nur über 6186 km, d. i. kaum 2% der Gesamtlänge des Weltkabel- 
netzes von damals 318 026 km. Im Zahre 1911 hatte sich dieser Anteil bereits auf 8,1½, 
nämlich auf 40 661 von 499 570 km erhöht. Von diesem Kabelbesitz Deutschlands ent- 
fielen 5533,5 km auf das Reich, 35 127,5 km auf deutsche Privatgesellschaften. Der 
selbständige Besitz an Unterseekabeln, über den Deutschland verfügt, ist unseren über- 
seeischen Handelsbeziehungen, der Entwicklung unserer Kolonien, dem Preßwesen, der 
Schiffahrt, der weit sich verzweigenden Kabelindustrie und nicht zuletzt der politischen 
Machtstellung der Nation in reichstem Maße zugute gekommen. Auch die Telephonie 
hat die unterseeischen Leitungen ihren Zwecken dienstbar gemacht. Derartige Leitungen 
vermitteln den Fernsprechverkehr zwischen den deutschen Ost- und Nordseeinseln, Helgo- 
land und dem festländischen Fernsprechnetz, sowie zwischen Deutschland, Dänemark und 
Schweden. 
Überseeischer Telegraphenverkehr. 
  
III. Verkehrspolitische Maßnahmen. 
In die Gestaltung des Post- und Telegraphenwesens hat 
während der verflossenen 25 Jahre die Gesetzgebung nach 
verschiedenen Richtungen bin bedeutsam eingegriffen. 
Neben dem Reichsgesetze vom 13. Mai 1891, welches strafrechtlichen Schutz brachte 
gegen die Beschädigung der Telegraphen- und Nohrpostanlagen, gegen den Vertrieb 
und die Wiederbenutzung schon einmal verwendeter Post- und Telegraphenwert- 
Die Gesetzgebung. 
  
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