Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Dritter Band. (3)

  
46 Eisenbahnen, Straßen- und Luftverkehr, Post und Telegraph. VII. Buch. 
  
auf 800 Mark. Eine starke Zunahme des Postkartenverkehrs hatten zur Folge die 
Zulassung unfrankiert eingelieferter Postkarten, in neuerer Zeit die Zulassung von brief- 
lichen Mitteilungen auf der Vorderseite von Ansichtspostkarten, dann von Postkarten 
jedder Art. Die Einrichtung verschließbarer Abholungsfächer (Schließfächer) in größeren 
Städten wurde von der Geschäftswelt begrüßt. Den Drucksachenverkehr förderte die 
Zulassung von Drucksachen in Form offener Karten. Eine neue Form des Nachrichten- 
schnellverkehrs bilden die seit einigen Jahren eingeführten Brieftelegramme, das 
sind Telegramme, die, in den Abendstunden aufgegeben und während der Nacht beför- 
dert, nach ihrer telegraphischen Ubermittlung am Bestimmungsort als Briefe weiter- 
behandelt werden, wobei eine Gebühr von 1 Pfennig für das Wort, mindestens von 
50 Pfennig für das Telegramm erhoben wird. 
Von Bedeutung für den Luftverkehr ist die der neuesten Zeit angehörende Ein- 
richtung von Luftposten, d. i. von Postbetriebsstellen auf Zeppelin-Luftschiffen für 
die Annahme und Bearbeitung von gewöhnlichen Briefen und Postkarten, die von 
Mitfahrern der Luftschiffe während der Fahrt innerhalb Deutschlands aufgegeben 
werden. 
Mit den vorstehenden Darlegungen ist nur in einigen wenigen Beispielen das weite 
Gebiet der Verbesserungen angedeutet, durch die die deutschen Postverwaltungen die 
Benützung ihrer Einrichtungen der Bevölkerung fort und fort erleichtert haben. 
Im Verkehr Deutschlands mit seinen Schutzgebieten und den deutschen Post- 
anstalten im Auslande, sowie im Marine-Briefverkehr sind in den letzten Zahrzehnten 
ebenfalls weitgehende Taxermäßigungen und namentlich zahlreiche Erleichterungen in 
den Versendungsbedingungen eingetreten. 
Der Weltpostverein, dessen Zustandekommen ein 
unvergängliches Verdienst des Generalpostmeisters Dr. 
von Stephan bleiben wird, hat während der vergange- 
nen 25 Jahre dreimal (1891 in Wien, 1897 in Washington und 1906 in Rom) getagt. Er 
hat sich nunmehr über die ganze Welt ausgedehnt, und fortgesetzt vermehrt sich der An- 
schluß einzelner Postländer an die dem Weltpostvereinsvertrag angegliederten beson- 
deren Ubereinkommen, die außer für den gewöhnlichen Briefverkehr für den Wertbrief- 
und Postanweisungsverkehr, den Paketverkehr, den Postauftragsverkehr und seit 1891 
auch für den Zeitungsverkehr getroffen wurden. 
In den verschiedenen Zweigen des Aufgabengebietes des Weltpostvereins haben 
fortwährend durchgreifende Verbesserungen und Erleichterungen stattgefunden. 
Die Freiheit des Transites ist gesichert, die Unentgeltlichkeit des Transites zwar 
noch nicht erreicht, aber zuletzt 1906 auf dem Kongreß in Rom eine weitgehende Ver- 
einfachung und Verbilligung der Transitgebühren erzielt worden. Das Einheitsporto 
von 25 Centimes für den einfachen Brief mit der nunmehr auf 20 Gramm erhöhten Ge- 
wichtsgrenze ist als vertragsmäßige Norm festgestellt. 
Daneben hat Deutschland seine besonderen internationalen Vertragsbe- 
ziehungen zu einzelnen Ländern im Interesse weiterer Tarifverbilligungen und 
Das internationale Post- 
und Telegraphenwesen. 
  
  
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