64 Wasserstraßen und Binnenschiffahrt. VII. Buch.
daß ein den alten Finowkanal ersetzender, teilweise mit ihm zusammenfallender, teil-
weise daneben hergehender Großschiffahrtsweg mit dem durch Gesetz vom 1. April 1905
bewilligten Kostenbetrage von 45 Mill. Mark erbaut wurde, der auf 100 km nur 4 Hal-
tungen statt früher 19 haben und für Schiffe von 600 t statt früher nur 170 t zugänglich
sein wird.
Auf der nach Schlesien führenden Südostlinie wurde in ähnlicher Weise der alte,
aus der Zeit des großen Kurfürsten stammende Friedrich-Wilhelms-Kanal durch den für
400 t-Schiffe eingerichteten Oder-Spreekanal ersetzt, der später durch Erbauung von
Doppelschleusen und durch Bergrößerung seines Querschnitts noch mehr in seiner Lei-
stungsfähigkeit gesteigert wurde. Die aus dem Kreditgesetz vom 9. Zuli 1886 und aus
Etatsbewilligungen stammenden Baukosten betrugen bisher etwa 28,5 Mill. Mark.
Auf der südwestlichen Linie Berlin-Magdebug ist der Plauer Kanal erweitert, ver-
tieft und durch den Reubau einer Schleuse bei Parey ergänzt worden.
Der Ourchgang durch Berlin wurde für 600 t-Schiffe durch Kanalisierung der
Unterspree, Schiffbarmachung des nördlichen Spreearmes und Erbauung der Mühlen-
dammschleuse hergestellt; erst hierdurch ist eine den neuzeitlichen Berkehrsansprüchen
Rechnung tragende Verbindung zwischen der Elbe und Schlesien entstanden. Eine zweite
Verbindung dieser Art wurde durch den vom Kreise Teltow mit einem Kostenaufwande
von 48 Mill. Mark erbauten, die Stadt Berlin südlich umgehenden, 37 km langen Schif-
fahrtskanal geschaffen; der für die durchgehende Schiffahrt von der Elbe und Havel
nach der Oberspree und nach Schlesien eine Abkürzung von 16 km bewirkt.
Abgesehen von diesen Verbesserungen an den großen durchgehenden Schiffahrts-
wegen wurde aber auch das Netz der märkischen Wasserstraßen durch den Ausbau neuer
Anschlußlinien, die als Stichkanäle sich darstellen, in der Längenausdehnung erweitert.
Solche Stichkanäle nach Gegenden, die bisher der Schiffahrt nicht zugänglich, sondern
nur auf Eisenbahnen oder Landwege angewiesen waren, sind namentlich an der
unteren Havel nach dem Beetz- und RNiewendtsee und am Nordende der Ruppiner
Wasserstraße nach dem Vielitzsee hergestellt worden.
Häfen an den Wasserstraßen Der Kaiser-Wilhelm- und der Elbe-Trave-
zwischen Nord- und Östseegebiet. kanal haben den ausgesprochenen Charakter
von Durchgangswasserstraßenz infolgedessen
haben sich größere Verkehrshäfen an ihnen nicht entwickelt; allenfalls könnte der bei
Rendsburg vom Kreise erbaute Hafen erwähnt werden. Lübeck hat für die Herstellung
eines Binnenhafens am nördlichen Endpunkte des Elbe-Travekanals 6,6 Mill. Mark
verwendet. Die Aufwendungen Lübeks für seinen Seehafen betrugen im letzten
Bierteljahrhundert 8,8 Millionen, während der Ausbau des Fahrwassers in der Trave
unterhalb der Stadt auf 8,5 m Tiefe 5,5 Millionen kostete.
Im Bereich der märkischen Wasserstraßen sind in Berlin und seinen Vororten be-
deutende Häfen von den Gemeinden und Privaten an der Spree, am Landwehrkanal,
an der Havel und am Teltowkanal erbaut worden. Die Stadt Berlin erbaute zunächst
den Hafen am Urban und dann den sogenannten Osthafen am Stralauer Anger, dessen
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