X. Buch. III. Die Tierzucht. 323
etwa 1500 M., jetzt 2400 M., die Remontepreise sind in derselben Zeit von zirka 700
auf zirka 1100 M. gestiegen.
Aber auch innerhalb der Edelzucht bestehen erhebliche Schwierigkeiten, die Wünsche
des züchtenden Landwirts mit denen der Militärverwaltung zu vereinigen. Die wirt-
schaftlichen BVerhältnisse drängen immer mehr auf ein recht ruhiges, massiges Halbblut-
pferd, während für Schnelligkeit, Ausdauer und Widerstandsfähigkeit das edlere, leichte
Pferd vorzuziehen ist. Auch hier muß schließlich dem Züchter durch hohe Bezahlung der
edlen Remonte vergütet werden, was er auf anderem Gebiete nachgibt.
Hohe Anerkennung verdient die starke Förderung der Pferdezucht durch staat-
liche Hengsthaltung, die ganz besonders für die Edelzucht von allerhöchster Bedeutung
ist. Aber auch hier erscheint es nicht ganz unbedenklich, sie gewissermaßen für den Staat
zu monopolisieren. Dagegen wird erfreulicherweise für die Schrittpferdezucht die Be-
deutung der Privat-Hengsthaltung neuerdings immer mehr in den Vordergrund ge-
schoben. Die begonnene, verständnisvolle Zusammenarbeit von staatlicher und privater
Hengsthaltung ist eine besonders erfreuliche und verheißungsvolle Erscheinung der aller-
neusten Zeit.
DHeer Nebetrieb hat einen ganz ungeahnten Aufschwung genommen;
leider stehen in gar keinem Verhältnis dazu die Fortschritte in der Vollblutzucht, was
zu sehr ernsten Bedenken Veranlassung gibt.
Dagegen ist Traberzucht und Trabrennen ohne staatliche Unterstützung sehr stark
vorwärtsgekommen, und in absehbarer Zeit dürften korrekte Traberhengste von guter
Form und Leistung auch mehr wie bisher in der Landeszucht Verwendung finden.
Die Reit- und Fahrturniere versprechen bei weiterem sachverständigen Ausbau
der Inländerrichtung, einen recht befruchtenden Einfluß auf unsere heimischen Edel-
zuchten auszuüben.
Die Befürchtungen, die man schließlich für alle Zuchtrichtungen aus der vermehrten
Benutzung von Elektrizität, Automobilen usw. glaubt herleiten zu sollen, haben sich vor-
läufig nur wenig oder gar nicht nachweisen lassen.
Die NRinderzucht. Land- wie volkswirtschaftlich die größte Bedeutung
unter den Tierzuchtzweigen kommt der Rinderzucht zu.
Hhre Entwicklung hat eine entschieden einförmige, aber großzügige Entwicklung genom-
men. DOie Freude am Besonderen, speziell am unwesentlichen Besonderen, tritt immer
mehr zurück. Zahlreiche Nassen und Räßchen sind verschwunden, und im wesentlichen
sind es nur noch einige wenige Typen, die nebeneinander stehen.
In fast beispielloser Weise haben die verschiedenen Kulturformen des
schwarzweißen Niederungerindes sich weiter verbreitet, weil sie einerseits un-
übertroffen sind in ihrer Anpassungsfähigkeit, andererseits je nach Haltung und Zucht-
ziel unerreicht in Milchleistung und hervorragend in Fleisch. In vielen Landesteilen
trifft man nur vereinzelt noch Enklaven anderen Biehs, die aber naturgemäß auch all-
mählich verschwinden. Der Fortschritt aber im allgemeinen wird durch diese Verein-
Heitlichung wesentlich gefördert. Fe breiter die Grundlage, um so sicherer und um so
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