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74. Die Flotte — eine Schule für das deutsche Volk.
Gedankengang:
I. Einleitung: Die erziehliche Kraft der Marine wirkt unstreitig
noch mehr auf das gesamte Volk ein als das Landheer.
II. Ausführung:
1. Wie in der Armee, so auch in der Marine Erziehung zu
Manneszucht, Ordnung, Gehorsam, Ausdauer und Schlag—
fertigkeit.
Diese Erziehung pflegt die Standesehre und den Mannesstolz.
Die Gefahren, denen der Seemann ausgesetzt ist.
Die Vorteile seefahrender Nationen für das ganze Land.
III. Schluß: Wunsch, daß sich die deutsche Flotte immer mehr ent-
wickeln möge!
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Ausführung:
Die erziehliche Kraft der Marine wirkt unstreitig noch mehr
auf das gesamte Volk ein als das Landheer.
Wie in der Armee, so wird auch in der Marine zu Manneszucht
und Ordnung, Gehorsam und Strammheit, Ausdauer und Schlag-
fertigkeit erzogen. Mit unermüdlicher Sorgfalt wird herausgeholt,
was in den Leuten an körperlichen und an geistigen Gaben steckt.
Wie sie ihre Glieder gebrauchen lernen bis zur Anspannung aller
Kräfte, so werden auch die Quellen des geistigen und sittlichen
Lebens geweckt. Das Bewußtsein ihrer Leistungsfähigkeit stärkt ihre
Selbständigkeit, die strenge Disziplin erhöht das Gemeingefühl,
die ganze Erziehung pflegt die berechtigte Standesehre und den
Mannesstolz. Dem Soldaten wie dem Matrosen wird es ein Stück
seines eigensten Wesens, daß er unter Verachtung aller Gefahr das
Leben einsetzt für die höchsten Güter seines Volkes.
Aber der Seemann wird schon in Friedenszeiten durch den
Kampf mit Wind und Wetter mit den Schrecken des Meeres an diese
Gefahren gewöhnt. Sein Leben Leit sichtbar täglich und stündlich
in Gottes Hand. Kühnheit, Furchtlosigkeit und Gottvertrauen helfen
ihm in den schweren Nöten seines Berufs, Wagemut und helläugige
Zuversicht geleiten ihn.
Und was vom Schiffsjungen und Matrosen unserer Marine gilt,
dessen kann sich noch im höheren Maße das Offizierkorps rühmen.
So gedciht ein Geist der Kraft, voll männlichen Ernstes und frischer
Fröhlichkeit in unseren „blauen Jungen“, und aus diesem Elitekorps
geht ein breiter Strom vollblütiger Gesundheit des Leibes und der
Seele in unser Volk hinein.
Seefahrende Nationen sind zu allen Zeiten kräftige Völker ge-
wesen. Das liegt im Wesen ihres Berufes, der nichts Krankes und
nichts Schwächliches duldet. Die unendliche Weite des Meeres führt
den Blick auch geistig in die Ferne, leitet ihn zu hohen Zielene und
die Erhabenheit der Natur läßt auf die kleinlichen Alltagssorgen
mur mit Verachtung herabsehen. Die See ist der Tummelplatz der
Kraft und des Unternehmungsgeistes für alle Völker der Erde und
die Wiege der Freiheit.