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von 759 Millimeter auf 723 Millimeter. Um 1 Uhr mittags ging
der Mittelpuntt des Wirbelsturms über den „Ehrenfels" weg.
Sämtliche Brückenkleider, Sonnensegel, Bootskleider, Schornstein-
bekleidung, verschiedene Türen wurden vom Sturm aus den Angeln
bipwegaesen lle Zimmer und Kajüten wurden unter Wasser
gesetzt. Von allen Seiten wälzten sich ungeheure Wassermassen über
das Schiff hin, so daß es bald einen Anblick größter Zerstörung bot.
Kurz vor zwölf Uhr wurde eine Luke offen geschlagen, und gewaltige
Wasfermassen drangen ein. Sämtliche Lukenlaken waren heruntege
gerissen worden und die Luken teilweise fortgeschwemmt. Unter
ößter Lebensgefahr wurde mit allen Mann der Versuch gemacht.
gie Luken wieder zu dichten, was auch nach Verlauf von 1½ Stunden
elang. Während dieser Zeit lag das Schiff vor dem Winde, trotz-
bem siefen aber die hohen Seen über das Achterdeck hinweg und
schwemmten mehrere Male die Leute fort, die dadurch in größter
Gefahr schwebten, über Bord gespült zu werden. Der erste Offizier
wurde so gegen die Reeling geschleudert, daß er vorübergehend dienst-
untauglich wurde, da ihm der Oberschenkel beschädigt war. Andere
Personen hatten mehr oder weniger schwere Verletzungen erhalten.
Durch die furchtbaren Wassermassen, welche in die Luke einge-
drungen waren, bekam das Schiff starke Schla- 4 eite nach Steuerbord.
Die Pumpen mußten angesetzt werden. Von 1 Uhr 25 Minuten bis
1 Uhr 30 Minuten trat Windstille und Sonnenschein, dann setzte der
Sturm furchtbar aus entgegengesetzter Richtung (Nordwest) ein und
trieb die sich hoch auftürmende wild durcheinander laufende See von
allen Seiten über das Schiff hinweg, so daß dieses sich immer mehr
nach Steuerbord überlegte.
Amz hr nachmittags meldete der zweite Maschinist dem Kapitän,
daß sich der Maschinen-, jewie der Heizraum schnell mit Wasser zu
füllen begännen. Das Wasser reichte bis in die unteren Feuerbüchsen
hinein. Kapitän Gramberg ließ darauf sofort die Rettungsboote klar
machen. Zusehends neigte sich das Schiff mehr nach Steuerbord
über, auch sank das Hinterteil des Schiffes immer mehr nach. Beim
Klarmachen der Rettungsboote fehlte der erste Maschinist H. Wester-
meier. Eine ungeheure Sturzsee hatte ihn über Bord gerissen.
Rettungsversuche waren unter den herrschenden Umständen unmög-
lich. Maschinen= und Heizraum füllten sich mehr und mehr mit
Wasser, auch sank das Hinterteil des Schiffes immer weiter weg.
Der „Ehrenfels“ trieb nun steuerlos in der wild tobenden See
umher. Von allen Seiten kamen schwere Seen über. Alle Mann
waren auf dem Bootsdeck. Um 11 Uhr abends war der Maschinen-
raum vollständig mit Wasser gefüllt. Um 12½ Uhr in der Nacht
zum Freitag holte das Schiff plötzlich sehr schwer nach Steuerbord
über, so daß das Wasser über das Bootsdeck bis an die Boote schlug.
Da das Wegsinken des Dampfers jeden Augenblick zu erwarten war,
gab Kapitän Gramberg Befehl, die Boote auszusetzen und zu be-
mannen, was sofort geschah. Mit großer Anstrengung und Gefahr
gelang es, das Steuerbordboot als erstes zu Wasser zu bringen und
ie Luvseite zu erreichen. Es ging eine hohe und wilde See, dichter
Regen fiel, und es war sehr dunkel und unsichtig.
Bei Tagesanbruch war vom „Ehrenfels“ und von den anderen
Booten nichts mehr zu sehen. Der Sturm hielt an. Um die Sei