In dem unteren Zwischendeck befinden sich die Kleiderkisten der
Mannschaften, die Provianträume, Kettenlast, Hängemattskasten und
die Kantinenräume. In der Mitte des Schiffes befinden sich die
Wohnräume der Offiziere und der Deckoffiziere.
Ein Obermaat dieses Schulschiffes beschreibt nun die Reise
folgendermaßen: 6 1 6
Wir lagen im Kieler Hafen vor Anker, ich hatte Deckswache.
Als um 2 Uhr morgens geweckt wurde, wurden sofort die Hänge-
matten „gezurrt“, „verstaut“ und dann ginges zum Waschen Das
Waschen geschieht in „Baljen“" 8—10 Mann stellen sich nämlich
gleichzeitig auf einmal mit entblößtem Oberkörper um die Balje und
waschen sich. Sämtliche Kommandos werden mit einer Pfeife durch
den Bootsmannsmaaten der Wache gegeben. Nach dem Waschen
eißt es „Deck aufklaren“, dann „Backen und Banken“; Tische und
*½ werden heruntergeschlagen. Die Decks werden naß gescheuert.
und alle blanken Teile geputzt. Derjenige Mann, der die „Back-
schaft" hat, holt Kaffee, die übrigen Brot und Butter, dann wird
gemeins aftlich Kaffee getrunken. Wir waren noch beim Kaffee-
trinken, da erscholl das Signal: „Klar zum Anker lichten!“ Alles
eilte auf seine Station, die Boote wurden „Lgeheißt“, der Anker
elichtet und fort ging es, ohne daß wir wußten wohin. Wir
zarten kaum den Bülker Leuchtturm außer Sicht, da wurde schon
as Kommando gegeben „Klar Schiff zum Minen werfen“. Jeder
begab sich so schnell wie möglich auf seine, für dieses Manöver
bestimmte Station, und in einem Zeitraum von 16 Minuten hatten
wir schon eine Sperre von 100 Minen gelegt. Wir wußten, was
wir in dieser kurzen Zeit geleistet hatten. Das Schiff ging nun vor
Anker, und wir hatten Pause. Die größte Arbeit hatten wir jedoch
noch vor uns, nämlich „die Minen lichten". Es werden zu diesem
Zweck 4 Kutter mit je einem Bootssteurer und 12 Mann besetzt.
Dieselben haben die Minen, welche oft in einer Tiefe von 20 m mit
einem Anker von 250 kg liegen, zu lichten. Eine jede Sesatzung
will die andere überbieten, jede will zuerst fertig werden, un
dadurch entsteht ein Wettkampf. Ist eine Mine gelichtet, so wird
dieselbe an Bord gefahren. dort abgegeben und gleich wieder mit
der frößten Schnelligkeit nach einer andern Mine gefahren, um
dieselbe zu lichten. Bis Mittag wurden wir damit fertig, die
Sperre war wieder ausgenommen und das Material gereinigt. Die
sämtliche Mannschaft war sehr ermüdet und lag wie geschlagen am
Deck herum. Eine Ration Schnaps, welche verteilt wurde, brachte
aber wieder Leben in die schlaffen Glieder. Am Nachmittage ging
das Schiff in der Howachter Bucht vor Anker, und wir durften an
Land gehen. Von dieser Erlaubnis machten alle bis auf die Wache
Gebrauch. Nicht weit von unserem Landungsplatz lag das Städtchen
Lütjenburg, worauf wir zusteuerten. Wir erreichten dasselbe nach
1½ Stunde. Die Einwohner machten erst große Augen, als sie uns
sahen, es dauerte aber nicht lange, da war das ganze Städtchen
mit ungefähr 3000 Einwohnern lebendig. Eine durchreisende Straßen-
kapelle fiel uns in die Hände, welche wir sofort „anmusterten“.
Diese voranschreitend, suchten wir ein geeignetes Lokal aus, wo wir
sogleich einen Ball veranstalteten. Es fehlten uns nur noch Tänze-
rinnen, aber auch diese ließen nicht lange auf sich warten. Anfangs