Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

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Alle Signale sind, wie schon erwähnt, in dem internationalen 
Signalbuche niedergelegt, welches in der Sprache desjenigen Landes 
gedruckt ist, welchem das betreffende Schiff angehört. Nur die Be- 
zeichnung der Flaggen, Stander und Wimpel mit den Buchstaben 
des Alphabets ist in allen Hmaskichern die gleiche. Man wird 
somit leicht verstehen, daß es ganz glei gültig ist in welcher Sprache 
man signalisiert. Auf diese Weise können die Schiffe lange Unter- 
haltungen miteinander führen, denn es finden sich in dem inter- 
nationalen Signalbuche alle nur denkbaren Mitteilungen abgedruckt. 
Die Kriegsschiffe haben neben diesem internationalen Signalbuche 
noch ein besonderes, nur für die betreffende Kriegsmarine bestimmtes 
Signalbuch an Bord. Dieses wird geheim gehalten und ist der 
Verrat mit den strengsten Strafen belegt. Kommt trotzdem vielleicht 
ein solches Signalbuch in fremde Hände, so bleibt nichts anderes. 
übrig, als alle Signale abzuändern, d. h. die Signale müssen durch 
andere Flaggen, Stander oder Wimpel ausgedrückt werden. 
Unter einer Flagge versteht man immer ein viereckiges Stück 
Tuch, dessen Größenverhältnisse genau vorgeschrieben sind. Die Höhe 
soll nämlich immer 2/8 der Länge betragen, ganz gleich, ob es sich. 
um große oder kleine Flaggen handelt. . . 
Ein Stander hat einen dreieckigen Ausschnitt, mithin zwei Zipfel, 
ein Wimpel ist dreieckig, hat also einen Zipfel. 
Auf weite Entfernungen können die Farben der Flaggen nicht 
mehr unterschieden werden, man bedient sich daher in solchen Fällen 
der Fenns nale, bei denen es nur auf die Form und Stellung der 
Signalze chen ankommt, und zwar werden die 26 Signalflaggen 
durch je drei Fernsignalzeichen hergestellt. Es sind also vier ver- 
schiedene Zeichen erforderlich, um die 26 Signalflaggen zu verdeut- 
lichen: Kegel mit der Spitze nach oben, Ball, Kegel mit der Spitze 
nach unten, Zylinder. Der Ball kommt in jedem Signal vor; er 
zeigt eben an, daß es sich um ein Fernsignal handelt. 
Es dauert etwas länger mit den Fernsignalen, aber man kann 
sich sehr gut verständigen. 
Um in der Nähe und sehr schnell sich verständigen zu können, 
hat man sogenannte „Winkersignale“ eingeführt, die von einem Manne 
mit zwei Flaggen, je eine in der rechten und linken Hand, darge- 
stellt werden. Man kann diese Winkersignale mit den Morsezeichen 
oder auch mit den Zeichen der Taubstummen vergleichen, denn durch 
die verschiedenen Stellungen der beiden Flaggen zueinander werden 
die Buchstaben des Alphabets ausgedrückt. So bedeutet z. B. Flagge 
rcchts oben, links unten a; halbrechts oben, links unten b; wage- 
recht rechts, links unten c usw. Man kann sich in der eigenen 
Sprache somit sehr leicht und sehr schnell verständigen, ohne das 
internationale Signalbuch zu Hilfe zu nehmen; bei einer Unterhal- 
tung mit einem fremden Schiffe muß man es aber zur Hand nehmen. 
In unserer Kriegsmarine werden intelligente Matrosen in diesem 
Winkersignalgeben besonders ausgebildet. Diese Matrosen heißen 
dann Signalgäste, und sie erhalten als Kennzeichen zwei gekreuzte 
Flaggen auf den linken rmel der Jacken. 
Man sieht, die Schiffe auf hoher See sind doch nicht so verlassen 
und einsam, wie man leicht anzunehmen geneigt ist.
	        
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