Ausführung:
Wenn sich die Technik irgend ein neues Gebiet zur Betätigung
erobert hat, da dauert es auch nicht lange, und die Landes-
verteidigung beschäftigt sich mit der Frage, ob die neue Erfindung
zu Kriegszwecken Verwendung finden kann. Es ist daher zu ver-
stehen, daß sie sich die Eroberung der Luft durch Flugzeuge sofort
zu eigen gemacht hat. Diese Eroberungen gehen nun in den
verschiedensten Formen vor sich, die hier Erwähnung finden sollen.
Als Zeppelin vor einigen Jahren seine Probefahrten unternahm
und die Welt dadurch die Gewißheit erlangte, daß in dem Lufts iff
etwas Brauchbares geschaffen war, fehlte es nicht an Optimisten
die von großen Luftkreuzerflotten und Luftkriegen träumten. E-
ging aber nicht so schnell. Erstens haften der neuen Erfindung
noch viele Mängel an, die alle erst beseitigt werden müssen, und
zweitens wird es zu großen kriegerischen Ereignissen in der Luft
wohl gar nicht kommen; denn der Mensch ist nicht für die Luft,
sondern für die Erde geschaffen. Allerdings hat Zeppelin mit seinem
starren System viel voraus. Es ist sehr stabil und dadurch äußerst
manöverierfähig. Es ist auch in der Lage, lange Fahrten zu unter-
nehmen und bedeutende Höhen zu erreichen. Dabei ist die Gondel
so eingerichtet, daß genügend Munition, ev. Geschütze und Be-
dienungsmannschaft mitgeführt werden können. Den Zeppelin-
Luftschiffen steht unleugbar eine große Zukunft bevor. Dabei besteht
dieses nicht aus einem einzigen Ballon, sondern aus einer großen
Anzahl Ballonetts. Es kann sich also, wenn es wirklich angeschossen
worden ist, in der Luft halten und die Heimreise antreten.
Ahnlich, aber nur halbstarr, ist das Militärluftschiff von Groß.
Es hat nur ein einfaches Gerüst, während die ausgedehnte Hülle
dem Ballon erst die Form gibt. Auch dieses Luftschiff hat sich als
brauchbar erwiesen und ist von der Heeresverwaltung übernommen
worden.
Ganz unstarr ist das Luftschiff von Parseval gebaut. Seine
Brauchbarkeit ist ebenfalls erprobt. Es zeichnet sich dadurch ganz
besonders aus, daß es vollständig entleert werden kann und die Hülle
und Gondel per Achse zurückbefördert werden können. Allerdings
verliert es dadurch auch wieder an Stabilität. «
Sind diese drei Systeme leichter als die Luft, so sehen wir in
dem Flugapparat das Problem „Schwerer als die Luft“ gelöst.
Das Ganze besteht aus einer großen Fläche und einem Motor als
treibende Kraft. Die Erfindung steckt noch zu sehr in den Kinder-
schuhen, um jetzt schon weitgehende Schlüsse zu ziehen. Jedenfalls
ist gegenwärtig jede Macht damit beschäftigt, eine Truppe von
Fliegern heranzubilden; die Brauchbarkeit muß sich erst im Kriege
erweisen. Auf diesen Flugzeugen können nur wenige Leute Platz
nehmen, und ihre Geschwindigkeit ist so groß, daß eine Ver-
wendung als Waffe sehr in Frage gestellt ist. «
Unverkennbar ist aber der Vorzug, den die Luftfahrzeuge als
Beobachter leisten. Gehörte früher eine ganze Division Kavallerie
dazu, um die Stellung eines Feindes zu erkunden, so genügt jetzt
ein Luftschiff oder Flugapparat, und der Führer ist unterrichtet.
Die Fahrzeuge sind in der Lage, langausgedehnte Gefechtslinien mit
allen ihren rückvärtigen Reserven und Trains einzusehen. Es kann