und da ihre Blätter verlieren: wenn die Luft über der Erde zittert
und sich jene erdrückende Schwüle einstellt, unter welcher die Spann-
kraft der Muskeln nachläßt und die Rücksichtnahme auf die Neben
menschen aufhört: da ertönt wohl oft der Notschrei nach einem
erfrischenden Gewitter. Alles, besonders der Landmann atmet auf
wenn sich am Horizont jene dunklen Wolken zeigen, die die
Nähe eines Gewitters verkünden. Noch mehr aber freut sich alles
wenn es glücklich vorüber ist, ohne Schaden in Gärten und Felde-
angerichtet zu haben. Wie ganz anders sieht es jetzt in der Natur
aus. Gierig hat der trockene Boden das herrliche Naß eingesogen
Blumen und Gräser, Sträucher und Bäume strecken ihre ehedem
herabhängenden Zweige wieder nach oben. Das saftige Grün stelln
sich wieder ein. In der Natur wird es lebendig. Lustiger Vogel-
sang schlägt an unser Ohr; auf der Wiese ertönt das Gezirpe der
Grillen, und von dem Teiche her erklingt das Gequake der Frösche.
Vor allem aber die Menschen, wie sind sie neu aufgelebt unter
dem erfrischenden Luftzug, welcher dem Gewitter folgt. Da eilt
der Mensch hinaus in die Natur, vollatinen möchte er sich, voll von
dieser gereinigten Luft. Wohin sein Auge blickt, überall üppiges
Wachstum. Weit hinaus dringt das Auge, jene Berge, die vorher
ein undurchdringlicher Dunftkreis einhüllte, scheinen jetzt in greifbare
Nähe gerückt zu sein.
Ist schon die Wirkung eines Gewitters auf dem Lande wohl-
tätig und erfrischend, wie viel mehr ist dies aber in der Stabl.
In Städten, wo infolge der hohen Häuser, engen Straßen und der
Fabriken die Hitze sich oft bis zur Unerträglichkeit steigert, wirkt das
Gewitter belebend auf Geist und Körper der Menschen und Tiere.
Die Geschöpfe, die jetzt so frisch dahinschreiten, sie fühlen sich von
einem Bann erlöst.
Mit der erwachten Arbeitskraft steigert sich der Verkehr. Das
Geschäftsleben wird ein regeres, alles erfüllt wieder mit Freude
seinen Beruf. Wie ist auch das Heim ein ganz anderes geworden.
In die Zimmer ist die Kühle des Abends eingedrungen und macht
sie wieder wohnlich. Erfrischend ist vor allem wieder die Nachtruhe.
Wir sehen, welche wunderbare Wirkung das Gewitter hat.
Doch wehe, wenn es über uns hereinbricht, zerstörend und ver-
nichtend. Alles, was des Menschen Fleiß in langer Arbeit ge-
schaffen hat, dem Untergang weihend; dann ist das hinterlassene
Bild ein trauriges, niederschmetterndes. Oder wenn gar ein Blitz-
strahl das Heim in Flammen setzt, dann wird uns die Ohnmacht
es Menschen so recht vor Augen geführt. „Hoffnungslos weicht der
Mensch ger Götterstärke; müßig sieht er seine Werke und bewundernd
untergehn.“
5 wohltätig oft das Gewitter wirkt, so tragisch kann es auch
für uns enden.
118. Weihnachten.
Gedankengang:
1. Beginn unserer Zeitrechnung. Christi Geburt.
2. Einleitung des Festes. Christmette.
3. Sorge der Eltern für das Fest.