Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

II. Ausführung: 
1. Am Morgen ist es am schönsten im Walde. 
2. Am Waldesrande blühen die Schlehen und zeigen sich Haseluuß- 
strauch und andere Sträucher im schrngten Blätterschmun 
Die Bäume des Waldes. 
Gras und Blumen im Walde. 
.Die Bewohner des Waldes. 
III. Schluß: Preis und Dank dem Herrn, der uns den Wald schuf 
Ausführung: 
Kaum hat die Birke ihr duftendes Laub entfaltet; kaum hört 
man den ersten Kuckuckruf: so zieht alt und jung hinaus aus der 
Stadt ins Freie, hinaus in den schbnen grünen Wald, um die 
würzige Waldluft zu genießen und den zurückgekehrten Vögeln zu 
lauschen. 
Schön ist es im Walde am Morgen, wenn aus Busch und Gras 
freundliche Blumen winken, wenn die Waldsänger ihre frohen Lieder 
erschallen lassen. Darum frühzeitig aus den Federn und hinaus in 
den grünen Dom! 
Am Waldesrande wuchern die Dornen. Dort zeigen die Schlehen 
ihre blendend weißen Blüten. Dann kommen die Haselsträucher 
mit großen weichen Blättern. Längst hat der Strauch verblüht und 
zeigt bereits einen reichen Fruchtansatz. 
Jetzt erst treten wir in den Wald selbst. Es ist so feierlich, so 
still hier im Halbdunkel unter den hohen, alten Bäumen. Wie 
Säulen stehen sie da, die schlanken Stämme der Bäume, alle schön 
rund, die Rinde teils gerissen, teils glatt, dunkel- oder sbergrar 
im Aussehen. Da und dort zeigen sich Flechten und Moose an den 
Bäumen und verleihen denselben ein ehrwürdiges Gesicht. Die Zweige 
und Aste des Laubwaldes bilden hoch oben ein lichtes grünes, 
schattiges Laubdach. Düster und dunkel hingegen stehen die Nadel- 
bäume da. Die Sonnenstrahlen glitzern durch das Laub und malen 
wundersame Schattenfiguren über den Weg. Dichte Moospolster 
laden den müden Wanderer zum Sitzen ein. 
An den Grashalmen und Blättern der Waldblumen perlt der 
Tau und spiegelt seine herrlichen Farben im Sonnenlichte. Der 
Duft des Himmelschlüsselchens, des Maiglöckchens und anderer 
lieblichen Blumen steigt in die frische Morgenluft und erquickt den 
Spaziergänger. 
Um die Blüten der Waldblumen fliegen summend die Käfer und 
Schmetterlinge, und fleißige Ameisen suchen nach Nahrung. Uberall 
zwischen Gras und Kraut, Moos und Laub gewahrt man reges Leben. 
Kaum hatte das Morgenrot den neuen Tag im Walde verkündet, 
so erwachten auch seine gefiederten Bewohner. Auf den höchsten 
Spitzen eines Baumes läßt die Singdrossel inr. Lied vernehmen, und 
rasch antworten die miterwachten anderen Waldsänger. In klaren 
Schlägen ruft der Buchfink, so voll, so hell, daß es weithin schallt 
über Berg und Tal. Dazwischen ertönt der Gesang des Rotkehlchens, 
der Grasmücke und anderer Vöglein, daß der Wald widerhallt von
	        
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