— 219 —
am 1. April 1815 auf Schloß Schönhausen unweit Tangermünde,
wo damals seine Eltern wohnten, geboren. Nachdem er später in
Berlin in einer Erziehungsanstalt und in einem Gymnasium seine
Schulbildung erhalten hatte, studierte er auf der Universität
Göttingen die Rechtswissenschaft. Er war ein flotter Student voll
in endischen Übermut. Nachdem Bismarck hierauf eine Zeitlang
auf dem Gericht und bei der Regierung gearbeitet und auch in
Potsdam beim Militär gedient hatte, widmete er sich der Land-
wirtschaft. Nach dem Tode seines Vaters zog er nach Schönhausen
und bekleidete als Großgrundbesitzer auch das Amt eines Deich-
hauptmannes.
ur Zeit Friedrich Wilhelms IV. finden wir Bismarck im
preußischen Landtage als Abgeordneten, der besonders die Rechte
der Krone vertrat. Seit 1851 Gesandter beim Deutschen Bunde in
rankfurt a. M., erkannte Bismarck, wie wenig von Österreich für
die gerechtfertigten Wünsche Preußens und für die Besserung der
elenden deutschen FRustände zu hoffen war. Als Gesandter in
Petersburg und na dem in Paris, gewann er einen tiefen Einblick
in die großeuropäische Politik. König Wilhelm I. berief uhn nach
Berlin an die Spitze des preußischen Ministeriums als Minister-
präsident. Bevor Bismarck sein neues Amt antrat, hatte der
König bereits die Wehrkraft Preußens vermehrt. Überzeugt von dem
Rechte seines Königs, trat auch er für die Neuordnung des Heeres
ein, weil Preußen stark sein mußte, um die ihm gebührenden Auf-
gaben für sich und damit für das deutsche Volk durchzuführen.
Doch Deutschland konnte nicht mit schönen Worten, sondern
nur mit Blut und Eisen geeinigt werden. Dieses Ziel hat Bismarck
unverrückt verfolgt. Mit manchem Bedenken seines königlichen
Herren ringend, löste er in diesem Sinne erst die schleswig-
holsteinische Frage, in der er mit staunenswertem Geschick sein
größtes diplomatisches Meisterstück machte; dann nahm er den Krieg
mit Österreich und dessen deutschen Genossen auf. Nach den glor-
reichen preußischen Siegen war es Bismarcks Werk, daß der deutsche
Bund aufgelöst wurde und Deutschland sich ohne Beteiligung Oster-
reichs neu gestalten konnte. Das Volk jubelte Bismarck zu und
beehrte ihn mit einer reichen Geldspende; sein König verlieh ihm
den Grafentitel. Nachdem sich aber der Norddeutsche Bund gebildet
hatte, wurde Bismarck zum Bundeskanzler ernannt.
Als König Wilhelm 1870 gegen Frankreich ins Feld zog, war
auch Bismarck an seiner Seite und teilte mit ihm alle Beschwerden
des Krieges. Nach den vielen glorreichen Siegen der Deutschen
aber vermittelte er es, daß König Wilhelm zu Versailles die deutsche
Kaiserkrone annahm und die Einheit Deutschlands neu begründete.
Die späteren Friedensverhandlungen mit Frankreich waren besonders
sein Werk, und ihm ist es in erster Linie zu verdanken, daß Elsaß
und Lothringen wieder mit Deutschland vereinigt wurden.
Als er aus Frankreich in die deutsche Heimat zurückkehrte,
gestaltete sich seine Reise zu einem Triumphzuge. Der Kaiser ehrte
diesen großen Mann dadurch, daß er ihn in den Fürstenstand erhob
und ihn zum deutschen Reichskanzler ernannte. Außerdem aber
verlieh er ihm aus Dankbarkeit das Gut Friedrichsruh mit dem