Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

— 224 — 
ul. Schluß: Der Deutsche kann stolz auf seinen Rheinstrom sein. 
Er ist unser schönster und wichtigster Strom. Darum ist es 
unsere heiligste Pflicht, ihn zu schützen, damit er deutsch für alle 
Zeiten bleibe. 
Ausführung: 
Der Rhein ist Deutschlands schönster Strom. Wenn er auch von 
vielen anderen Strömen, selbst europäischen, auch übertroffen wird 
an Länge, Breite, Wasserfülle, Ausdehnung ihres Gebietes, so ist 
doch keinem ein so edles Ebenmaß beschieden; nicht einer sieht an 
seinen Ufern auf gleiche Weise Kunst und Natur, eine ruhmvolle 
Vergangenheit und eine Gegenwart voll Leben vereint. 
Der Rhein entspringt an der Ostseite des St. Gotthard in der 
Schweiz aus drei Quellen: dem Vorderrhein, dem Mittelrhein und 
dem Hinterrhein. 
Vom nördlichen Fuße der Alpen, aus den Gletschern des 
St. Gotthard, rinnt er durch Ober= und Niederdeutschland zur 
Nordsee. Nachdem er den Bodensee, sein Läuterungsbecken, durch- 
flossen hat, wendet er sich nach Westen und stürzt unterhalb der Stadt 
Schaffhausen aus einer Höhe von 20 Meter mit donnerähnlichem 
Rauschen eine Felswand hinab; er empfängt dann mit der Nar den 
größten Zufluß des Oberlaufes und bricht nun zwischen Jura und 
Schwarzwald durch. Bei U-hel nimmt er wieder die Hauptrichtun 
nach Norden und tritt als O errhein bis Bingen in die schöne un 
reichgesegnete oberrheinische Tiefebene, auf der rechten Seite von dem 
düstern Schwarzwald und dem lieblichen Odenwald, im Westen von 
den Vogesen und der weinreichen Hardt begleitet. Neckar und Main 
strömen ihm hier zu. · » , 
Von Mainz an wendet der Fluß sich wieder westlich und bildet 
bis Bingen, wo er die Nahe aufnimmt, den weinreichen Rheingau, 
der auch das Paradies Deut lands genannt wird. Dann durch- 
bricht er als Mittelrhein zwischen Bingen und Bonn in einem von 
schroffen Felsen und weinbepflanzten Bergen eingeschlossenen Zick- 
zacktale das durch seine Naturschönheiten und mineralischen Schätze 
berühmte rheinische Schiefergebirge. Er empfängt bei Koblenz die 
größten Zu üsse aus dem Berglande: von rechts die Lahn, welche 
zwischen Taunus und Westerwald ein liebliches Tal bildet, und von 
links die Mosel, die in vielfachen Windungen an zahlreichen Wein- 
bergen vorüberrauscht. 
Bei Bonn, wo der Rhein die Sieg aufnimmt, tritt er als 
Niederrhein in das Tiefland; doch bleiben rechts begleitende Berg- 
züge nicht allzufern. Sie entsenden zwei Parallelflüsse, Ruhr und 
Lippe, die unterhalb sseldors sich mit dem Strome vereinigen. 
Bei der holländischen Festung Nöymwegen nimmt der Rhein zum 
drittenmal eine westliche Richtung und tritt in sein Delta, das mit 
den Mündungen der Maas und Schelde verflochten ist. 
Der Rhein fließt durch lachende Fluren, an stattlichen Schlössern, 
alten Ruinen, hohen Domen und kunstreichen, belebten Städten vorbei. 
Den letzteren führt er reichliches gewerbliches Leben und einen 
großen Strom Touristen zu. 
An der Wiege des Rheines erklingen die Gesänge armer, freier 
und froher Hirten; an seinen Mündungen zimmert ein ebenso freies, 
dabei reiches, kunstsinniges und gewerbfleißiges Volk seine schwim-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.