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ul. Schluß: Der Deutsche kann stolz auf seinen Rheinstrom sein.
Er ist unser schönster und wichtigster Strom. Darum ist es
unsere heiligste Pflicht, ihn zu schützen, damit er deutsch für alle
Zeiten bleibe.
Ausführung:
Der Rhein ist Deutschlands schönster Strom. Wenn er auch von
vielen anderen Strömen, selbst europäischen, auch übertroffen wird
an Länge, Breite, Wasserfülle, Ausdehnung ihres Gebietes, so ist
doch keinem ein so edles Ebenmaß beschieden; nicht einer sieht an
seinen Ufern auf gleiche Weise Kunst und Natur, eine ruhmvolle
Vergangenheit und eine Gegenwart voll Leben vereint.
Der Rhein entspringt an der Ostseite des St. Gotthard in der
Schweiz aus drei Quellen: dem Vorderrhein, dem Mittelrhein und
dem Hinterrhein.
Vom nördlichen Fuße der Alpen, aus den Gletschern des
St. Gotthard, rinnt er durch Ober= und Niederdeutschland zur
Nordsee. Nachdem er den Bodensee, sein Läuterungsbecken, durch-
flossen hat, wendet er sich nach Westen und stürzt unterhalb der Stadt
Schaffhausen aus einer Höhe von 20 Meter mit donnerähnlichem
Rauschen eine Felswand hinab; er empfängt dann mit der Nar den
größten Zufluß des Oberlaufes und bricht nun zwischen Jura und
Schwarzwald durch. Bei U-hel nimmt er wieder die Hauptrichtun
nach Norden und tritt als O errhein bis Bingen in die schöne un
reichgesegnete oberrheinische Tiefebene, auf der rechten Seite von dem
düstern Schwarzwald und dem lieblichen Odenwald, im Westen von
den Vogesen und der weinreichen Hardt begleitet. Neckar und Main
strömen ihm hier zu. · » ,
Von Mainz an wendet der Fluß sich wieder westlich und bildet
bis Bingen, wo er die Nahe aufnimmt, den weinreichen Rheingau,
der auch das Paradies Deut lands genannt wird. Dann durch-
bricht er als Mittelrhein zwischen Bingen und Bonn in einem von
schroffen Felsen und weinbepflanzten Bergen eingeschlossenen Zick-
zacktale das durch seine Naturschönheiten und mineralischen Schätze
berühmte rheinische Schiefergebirge. Er empfängt bei Koblenz die
größten Zu üsse aus dem Berglande: von rechts die Lahn, welche
zwischen Taunus und Westerwald ein liebliches Tal bildet, und von
links die Mosel, die in vielfachen Windungen an zahlreichen Wein-
bergen vorüberrauscht.
Bei Bonn, wo der Rhein die Sieg aufnimmt, tritt er als
Niederrhein in das Tiefland; doch bleiben rechts begleitende Berg-
züge nicht allzufern. Sie entsenden zwei Parallelflüsse, Ruhr und
Lippe, die unterhalb sseldors sich mit dem Strome vereinigen.
Bei der holländischen Festung Nöymwegen nimmt der Rhein zum
drittenmal eine westliche Richtung und tritt in sein Delta, das mit
den Mündungen der Maas und Schelde verflochten ist.
Der Rhein fließt durch lachende Fluren, an stattlichen Schlössern,
alten Ruinen, hohen Domen und kunstreichen, belebten Städten vorbei.
Den letzteren führt er reichliches gewerbliches Leben und einen
großen Strom Touristen zu.
An der Wiege des Rheines erklingen die Gesänge armer, freier
und froher Hirten; an seinen Mündungen zimmert ein ebenso freies,
dabei reiches, kunstsinniges und gewerbfleißiges Volk seine schwim-