Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

– Sc — 
Ausführung: 
Die Elbe ist als Schiffahrtsstraße für Norddeutschland und 
besonders guff für die Mark Brandenburg. von größter Wichtig- 
keit. An Wasserfülle und Länge übertrifft sie die Oder bedeutend; 
denn sie ist mehr als 1150 km lang und über 770 km schiffbar. 
Ihren Ursprung hat die Elbe auf dem hohen und guellenreichen 
Riesengebirge. Hoch oben am Kamme desselben befinden sich große 
Moos= und Moorwiesen, welche wie ein Schwamm die Feuchtigkeit 
aus der Luft aufsaugen. Eine dieser Wiesen führt den Namen 
Elbwiese. Aus diesen Brunnen fließen zahlreiche Wasseradern zu 
einem Bächlein zusammen. Dies ist der Anfang der Elbe. Nach 
kurzem Laufe stürzt sich der junge Bergfluß über eine hohe Felsen- 
wand hinab und sammelt dann seine zerstreuten Wasser wieder in 
dem schauerlichen Elbgrunde. Das ist eine tiefe Wildnis voll Moor 
und übereinander gestürzter Fichtenstämme. Raschen Laufes durch- 
fließt nun die Elbe in einem weiten Bogen das Köni reich Böhmen, 
wo ihre Wassermasse bald durch zwei große Nebenffüfte, durch die 
Moldau und Eger, vermehrt wird. An der Moldau liegt die alte 
böhmische Hauptstadt Prag. Dann gelangt der Elbstrom in das 
Königreich Sachsen. In den Grenzgebieten beider Länder engen ihn 
von allen Seiten gewaltige Sandsteinfelsen ein; der Strom aber 
durchbricht diese Gebirgsmasse, welche Elbsandsteingebirge heißt, und 
windet sich in vielen Krümmungen durch die hohen, oft wundersam 
zerklüfteten Felswände. Diese Gegend ist die vielgerühmte und viel- 
besuchte Sächsische Schweiz. Eine Wanderung durch das Gebirge 
zeigt einen überraschenden Wechsel der Landschaft. Man findet 
Felskegel von den sonderbarsten Gestalten und Berge mit herrlichen 
Fernsichten; man wandert stundenlang durch liebliche Täler, die von 
senkrechten Steinwänden und Pfeilern eingefaßt sind. 
Einige Meilen weiter abwärts spiegelt sich die schöne sächsische 
Königsstadt Dresden in den Fluten der Elbe. Bei Meißen zuche 
sich diese noch einmal durch Gebirgsmassen hindurch und tritt dann 
bald in die norddeutsche Tiefebene ein. In dieser Ebene erhält sie 
durch die Schwarze Elster, die schnelle Mulde, die schöne Saale und 
die seenreiche Havel eine solche Wasserfülle, daß sie bei Hamburg die 
größten Schiffe tragen kann. 
Ein guter Teil des Elblaufes gehört der preußischen Provinz 
Sachsen an, dann bildet sie auf eine Strecke die Grenze der Mark 
Brandenburg gegen die Provinzen Sachsen und Hannovber. 
Gewerbreiche Städte, gewaltige Festungen, alte Burgen, herr- 
liche Schlösser und reiche Dörfer spiegeln sich in den Fluten der Elbe. 
Die wichtigste und bedeutendste Stadt im preußischen Sachsen- 
lande ist das alte Magdeburg. Schon vor Jahrhunderten hat es 
sich durch seine Macht hervorgetan; aber es erlebte auch traurige 
und schwere Tage. Im Hreiwigjährigen Kriege wurde die Stadt 
von dem General Tilly belagert und am 10. Mai 1631 erobert und 
gänzlich zerstört. 
Bei der märkischen Stadt Wittenberge führt eine mächtige 
Eisenbahnbrücke über den Elbstrom, welche die Provinzen Branden- 
burg und Sachsen verbindet. Je weiter stromabwärts, desto 
notwendiger sind die hohen Deiche, welche auf beiden Seiten des
	        
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