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· luß: Trotz seiner günstigen Lage muß Deutschland doch ein
II Sckrofertiges Heer und eine starke Flotte haben.
Ausführung:
Die größte Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung eines
Staates, sowie für das Erwerbsleben seiner Bewohner ist wohl
seine geographische Lage. Nicht minder groß ist die Bedeutung, die
eine gut geschützte Grenze hat, da diese die erworbenen Errungen-
ten sichert.
chaften n ten wir die einzelnen Staaten Europas, so sehen wir,
daß sie alle, mit Ausnahme einiger Kleinstaaten, an das Meer
heranreichen. Bei der Verteilung der Küste ist Deutschland aber am
schlechtesten weggekommen; denn es reicht nur im Norden an das
Meer heran, während es von drei Seiten von Land umgeben ist.
Diese Lage ist für Deutschland hurchaus ungünstig und hat es daher
von jeher zum Schauplat der großen europäischen Kriege gemacht.
Es mußte infolgedessen stets darauf bedacht sein, seine Grenzen
unter Benutzung. der vorhandenen natürlichen Verteidigungsmittel
zu befestigen. Verteidigungsmittel, wie sie die Natur bietet, sind
Flüsse, Meere, Binnenseen und Gebirge.
Die am meisten gehährdets Grenze war von jeher die West-
grenze; hier trennte der Rhein Frankreich von Deutschland. Obwohl
der Strom eine ganz angemessene Breite besitzt, so war er doch
kein natürlicher Schutz; denn solange das linke Ufer in Feindes-
händen war, konnte jederzeit ein übergang bewerkstelligt werden.
Erst als Frankreich mit seiner Grenze zurückrücken mußte und das
ganze linke Rheinufer deutsch wurde, wurde der Strom ein natür-
liches Verteidigungsmittel. Seine Übergänge sind außerdem noch
durch gewaltige Festungen gesichert, so daß eine Uberraschung von
dieser Seite ausgeschlossen scheint. Ahnlich verhält es su int
Süden, nur daß ch hier südlich der Donau die Alpen auftürmen
und von da an, wo die Donau Deutschland verläßt, hohe Gebirge
wie der Böhmerwald, das Erzgebirge und die Sudeten den natür-
lichen Schutzwall bilden. Wenn auch Gebirge ohne Schwierigkeiten
überschritten werden können, so kann dies doch nur an bestimmten
Stellen geschehen, die wiederum leicht und wirksam verteidigt
werden können. Im Osten ist gar kein Gebirge; hier schützt südlich
die Oder, nördlich die Weichsel und ihre befestigten Ubergänge. Die
Geschichte lehrt uns, daß die Ostgrenze selten bedroht war. Am
günstigsten liegen die Verhältnisse im Norden. Da eine Landung
nicht überall möglich ist, die Landungsstellen aber stark befestigt
oder durch starkes Truppenausgebot geschützt sind und eine feindliche
Annäherung erst nach Beseitigung der militärischen Kräfte möglich
ist, so ist unsere Küste ziemlich sicher. Schon von weitem deckt
pelgoland die Flußmündungen der Nordsee; die seichten Küsten und
die Marschen verbieten jede Landung. Wohl liegt die dänische Grenze
offen; gestattete aber Dänemark die Landung einer feindlichen Macht
auf seinem Boden, so wäre es in seiner Selbständigkeit bedroht.
Die ganze Ostsee ist einem Binnensee gleich zu achten, desen Zu-
gänge leicht verschlossen werden können. Für Deutschland ist ferner
der Umstand günstig, daß es in seinem Nordostseekanal eine kurze
und gesicherte Straße zwischen diesen beiden Meeren hat.