Es ist also nicht richtig, wenn wir eine Sache nach dem äu
Scheine beurteilen, denn manches glänzt nicht und ist doch Goliberen
einem wohlbestellten Acker ist ein großer Schat verborgen, denn
wenn ein Acker fleißig bearbeitet wird, dann bringt er auch ein
hübsches Stück Geld ein. Ein gut eingerichtetes Gewerbe ernährt
noch seinen Mann, denn Handwerk hat einen goldenen Boden, sagt
ein anderes Sprichwort. Unter dem schlichten Rocke kann ein gutes
Gewissen schlagen, und die schlichte Außenseite des braven Mannes
hat im verborgenen einen tiefen, innern Wert, den man allerdings
nicht sehen kann. Von der schlichten Farbe des Vogels darf man
nicht auf einen schlechten Gesang schließen; dies zeigt uns am deut-
lichsten die Nachtigall.
Aus dem Gesagten geht hervor, daß man nicht nach dem äußeren
Schein und Glanz urteilen darf. Der Schein trügt, heißt ein an-
deres Sprichwort. Wer aber an das Sprichwort nicht denkt, wird
gar manchmal betrogen in seiner Beurteilung von Welt, Natur und
Menschen, in seinem Umgang, in Handel und Wandel. Wie oft
gehen die Menschen darauf aus, durch glänzenden Schein inneren
Unwert zu verdecken, und sie erreichen es.
Das Sprichwort gibt uns also die Lehre: Wir sollen unsere Mit-
menschen nicht nach äußerem Schein, Kleidung oder hohem Stande
urteilen, sondern auf wertvolle Eigenschaften das Hauptgewicht legen.
Wenn wir nach dieser Regel urteilen, so werden wir nicht in Gefahr
kommen, durch ein falsches, nur auf Außeres 'gerichtetes Urteil irre
geführt zu werden.
149. Geld ist ein guter Diener, aber ein schlimmer Herr.
Gedankengang:
I. Einleitung: Es gibt viele Menschen, die irdische Güter ver-
achten oder gar unterschätzen.
Überleitung: Eine solche Geringschätzung ist oft nur Ver-
stellung. Das Streben der Menschen nach Geld ist allgemein.
Im Besitze verständiger Menschen trägt es viel zur Erhöhung
ihres Glückes bei. Bei verkehrtem Gebrauch kann es sehr
schädlich wirken.
II. Ausführung:
A. Geld ist ein guter Diener, denn es verschafft uns
1. die nötigen Lebensbedürfnisse (Nahrung, Kleidung, Woh-
nung usw.),
gewährt dem Besitzer manches Vergnügen,
fördert seine geistige Ausbildung,
verschafft Ansehen und Einfluß,
der Reiche wird vor Gefahren und Versuchungen bewahrt,
Geld kann viel Gutes stiften (Armen und Notleidenden),
der Reiche kann große Unternehmungen unterstützen und
Kunst und Wissenschaft fördern.
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