Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

Es ist also nicht richtig, wenn wir eine Sache nach dem äu 
Scheine beurteilen, denn manches glänzt nicht und ist doch Goliberen 
einem wohlbestellten Acker ist ein großer Schat verborgen, denn 
wenn ein Acker fleißig bearbeitet wird, dann bringt er auch ein 
hübsches Stück Geld ein. Ein gut eingerichtetes Gewerbe ernährt 
noch seinen Mann, denn Handwerk hat einen goldenen Boden, sagt 
ein anderes Sprichwort. Unter dem schlichten Rocke kann ein gutes 
Gewissen schlagen, und die schlichte Außenseite des braven Mannes 
hat im verborgenen einen tiefen, innern Wert, den man allerdings 
nicht sehen kann. Von der schlichten Farbe des Vogels darf man 
nicht auf einen schlechten Gesang schließen; dies zeigt uns am deut- 
lichsten die Nachtigall. 
Aus dem Gesagten geht hervor, daß man nicht nach dem äußeren 
Schein und Glanz urteilen darf. Der Schein trügt, heißt ein an- 
deres Sprichwort. Wer aber an das Sprichwort nicht denkt, wird 
gar manchmal betrogen in seiner Beurteilung von Welt, Natur und 
Menschen, in seinem Umgang, in Handel und Wandel. Wie oft 
gehen die Menschen darauf aus, durch glänzenden Schein inneren 
Unwert zu verdecken, und sie erreichen es. 
Das Sprichwort gibt uns also die Lehre: Wir sollen unsere Mit- 
menschen nicht nach äußerem Schein, Kleidung oder hohem Stande 
urteilen, sondern auf wertvolle Eigenschaften das Hauptgewicht legen. 
Wenn wir nach dieser Regel urteilen, so werden wir nicht in Gefahr 
kommen, durch ein falsches, nur auf Außeres 'gerichtetes Urteil irre 
geführt zu werden. 
149. Geld ist ein guter Diener, aber ein schlimmer Herr. 
Gedankengang: 
I. Einleitung: Es gibt viele Menschen, die irdische Güter ver- 
achten oder gar unterschätzen. 
Überleitung: Eine solche Geringschätzung ist oft nur Ver- 
stellung. Das Streben der Menschen nach Geld ist allgemein. 
Im Besitze verständiger Menschen trägt es viel zur Erhöhung 
ihres Glückes bei. Bei verkehrtem Gebrauch kann es sehr 
schädlich wirken. 
II. Ausführung: 
A. Geld ist ein guter Diener, denn es verschafft uns 
1. die nötigen Lebensbedürfnisse (Nahrung, Kleidung, Woh- 
nung usw.), 
gewährt dem Besitzer manches Vergnügen, 
fördert seine geistige Ausbildung, 
verschafft Ansehen und Einfluß, 
der Reiche wird vor Gefahren und Versuchungen bewahrt, 
Geld kann viel Gutes stiften (Armen und Notleidenden), 
der Reiche kann große Unternehmungen unterstützen und 
Kunst und Wissenschaft fördern. 
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