Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

— eE44. 
B. Geld ist aber auch ein schlimmer Herr. 
1. Wenn es uns beherrscht, macht es uns hochmütig und geizig, 
2. verleitet zu Verbrechen (Betrug, Bestechung), 
3. macht dann den Menschen unglücklich, kalt und gefühllos, 
4. Geld macht Verschwender, verleitet zu Genußsucht, 
Unmäßigkeit usw. (Beispiel: die Römer.) 
II. Schluß: Licht= und Schattenseiten. Darum die Mahnung, nicht 
Schen Wert auf das Geld zu legen. g, nich 
Ausführung: 
Es gibt viele Menschen, die irdische Güter verachten oder unter— 
schätzen. Wie oft ist aber eine solche Geringschätzung nur Ver— 
stellung. Bei näherer Betrachtung müssen wir sagen, daß obigem 
Sprichworte eine tiefe Wahrheit zugrunde liegt; denn das Streben 
der Menschen nach Geld ist allgemein. Es ist allerdings ein nicht 
gering anzuschlagendes Gut; denn im Besitze verständiger Menschen 
trägt es viel zur Erhöhung ihres Glückes bei, kann aber auch bei 
verkehrtem Gebrauch jehr schädlich werden. Das Sprichwort sagt 
darum mit Recht: „Geld ist ein guter Diener, aber ein schlimmer 
perr“. 
v Geld ist ein guter Diener; denn es verschafft uns die Lebens— 
bedürfnisse. Der Reiche ist frei von drückenden Nahrungssorgen und 
kann sich und den Seinigen das Leben möglichst behaglich und 
angenehm machen in Hinsicht auf Nahrung, Kleidung, Wohnung usw. 
Es gewährt uns manches Vergnügen, welches sich Bedürftige nicht 
bieten können. Es fördert ferner geistige Ausbildung; denn der 
Reiche ist imstande, für eine allseitige Ausbildung des Geistes 
zu sorgen; er kann sich die besten Lehrmittel leicht verschaffen, hat 
Umgang mit Gelehrten und kann auf Reisen sein Wissen vielfach 
bereichern. Das Geld kann man als allgemein gültiges Tauschmittel 
überall mit sich führen, und hat man es, so hat man alles, was sich 
kaufen läßt. Es verschafft ferner Ansehen und Einfluß; denn die 
reichsten Bürger haben auch die höchsten Ehrenstellen im Staate 
inne. Am deutlichsten zeigt sich dies bei den Römern. Nur selten 
geschah es, daß sich Leute aus niederer Familie zu hohen Würden 
aufschwangen. Emporzukommen gelang schwer; denn außer Talent 
und Verdienst war großes Vermögen erforderlich, da man mit den 
Ehrenstellen und namentlich mit der Adilität (Amt bei den Römern) , als 
der ersten Stufe zu den übrigen, bedeutenden Aufwand verknüpft hatte. 
Auf dem Reichtume beruht meistenteils das Ansehen der Familie. Das 
Geld macht uns also selbständiger, unabhängiger und freier. In sitt- 
licher Hinsicht ist der Reiche vor vielen Gefahren und Versuchungen 
bewahrt, denen der Arme ausgesetzt ist. Ferner hat ersterer die 
Mittel, durch Wohltätigkeit sich in seinem Innern die größte Freude 
zu bereiten und die Liebe und Achtung seiner Mitmenschen zu 
gewinnen. Er kann durch sein Geld andern das Leben angenehmer 
machen, viel Gutes stiften und Armen und Notleidenden beistehen. 
Auf diese Weise kann er viele Tränen trocknen. Durch Geldmittel 
kann der verständige Reiche große Unternehmungen unterstützen und 
Kunst und Wissenschaft fördern. Wieviel Segen bo schon nach dieser 
Seite hin das Geld gestiftet. Der Athener Perikles verwendete
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.