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Jeder Unteroffizier, der die Absicht hat, sich nach längerer
Dienstzeit die Anwartschaft auf eine Staatsstellung zu erringen
sollte sich vom ersten Tag an sagen, daß er die Gelegenheit, eine
mittlere Beamtenstelle zu erreichen, nicht vorübergehen lassen darf
Wenn auch bei einem Teil der Unteroffiziere die Vorkenntnisse zum
Bestehen einer dazu ersorderlichen Prüfung noch nicht hinreichen
so läßt sich doch im Laufe der 10 Jahre sehr viel nachholen und
erreichen. Es ist nicht zu leugnen, daß die Prüfungsbe ingungen
in der letzten Zeit ungemein schwierig geworden sind; aber es sollte
sich doch auch jeder bedenken, daß die Behörden eine reiche Aus-
wahl unter den Stellenanwärtern haben, daß sie ferner Rücksicht
auf das mit dem Beamten verkehrende Publikum nehmen müssen.
Da sich die Durchschnittsbildung des letzteren von Jahr zu Jahr
bebt, so müssen die Behörden verlangen, daß auch der Bildungsgrad
es Beamten mit dem des Publikums gleichen Schritt hält. Sind
auch die Anforderungen groß, die an den Prüfting gestellt werden
so sind sie doch nicht derartig, daß man sich die erforderlichen
Kenntnisse nicht aneignen könnte. Wer von den Unteroffizieren
sechs Jahre lang die militärischen Zeitschriften gelesen und jede
Nummer mit Verständnis durchgearbeitet hat, kann unbesorgt zur
Prüfung gehen; er wird allen Anforderungen gerecht werden!
Dieser gute Kamerad der Unteroffiziere führt den Leser in jeden
Wissenszweig ein und bildet ihn darin aus. Neben dieser Lehrschrift
gibt es auch noch eine Menge anderer Werke, die für den Selbst-
unterricht bearbeitet und für den Lernenden von großem Nutzen
sind. Der zukünftige Beamte findet in diesen praktischen Lehrbüchern
alles das, was er zu seiner Prüfung braucht; er muß dabei beachten,
daß er sich nur gut empfohlene Werke, deren es genügend gibt#),
anschaft. Entwickle daher jeder die Energie, die zum Selbststudium
und zur Erreichung des Zieles unbedingt notwendig ist; Gelegenheit
ist genug gegeben; man braucht sie nur auszunutzen. Ist dann der
Tag gekommen, der uns zur Prüfung ruft, so sollen wir uns zu
beherrschen wissen und sollen das zeigen, was wir können und
wissen. „Zeige den Leuten, was du beizeiten gelernt hast!“ sagt
unser W* und kaltes Blut, dann wird die Prüfung auch gut
verlaufen.
Sehe daher jeder dem Tag der Prüfung mit Freuden entgegen!
Nur derjenige, der seine Zeit ausgenutzt hat, wird dies können:
denn dieser Tag macht uns von dem Studium für bestimmte Wissens-
zweige frei und gibt uns die Zeit, unser Wissen auch auf anderen
Gebieten zu erweitern.
160. Rast' ich, so rost' ich.
Gedankengang:
I. Einleitung. Die Sprichwörter haben einen bedeutenden erziehe-
rischen Wert. Auch dieses Sprichwort hat einen tiefen Sinn.
II. Ausführung:
1. Die Schilderung der bildlichen Darstellung.
) Siehe Inserate in diesem Buche.