Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

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2. Der Vergleich des Bildes mit dem menschlichen Leben. 
3. Die Folgen der aus dem Bilde gewonnenen Lehre. 
III. Schluß: Wie das ungebrauchte Eisen verrostet und wertlos wird, 
so wird auch der Träge und Faule eine untergeordnete Stellung 
einnehmen. 
Ausführung: 
Die Sprichwörter und Kernsprüche des deutschen Volkes haben 
einen bedeutenden erzieherischen Wert. Diesen haben auch die maß- 
ebenden Kreise längst erkannt und versäumen daher nicht, bei jeder 
Gelegenheit an die Sprichwörter zu erinnern. Besonders ist unser 
als Thema gegebenes Sprichwort dazu angetan, den Eifer der Streb- 
samen noch mehr anzuspornen und die Trägen auf die Folgen ihres 
Nichtstuns aufmerksam zu machen. 
Das Bild, das uns unser Sprichwort vor Augen führt, ist ein 
nmatürlicher Vorgang, dem wir täglich begegnen. Der Pflug, das 
Beil, die Säge, kurz, alles was von Eisen ist, fängt im Zustand der 
Ruhe an zu rosten. Der atmosphärische Sauerstoff verbindet sich 
nämlich mit dem Eisen und bildet Eisenoxyd, das ist Rost. 
Diese Gegenstände bringen achen beim Nichtgebrauch nicht nur 
keinen Nutzen; sie verlieren auch durch das Rosten an ihrem Wert. 
Diesen Rückschritt kann nur ihr dauernder Gebrauch hindern. Die 
bekannte Fabel von den beiden Axten schildert uns. die Wahrheit 
dieses Bildes in schönster Weise. Wie die Axte in dieser Fabel zu 
redenden Personen werden, so läßt sich überhaupt das ganze Bild mit 
dem Menschen und seinem Tun und Lassen vergleichen. Ein Mensch, der 
vorwärts kommen will, muß mit Fleiß und Ausdauer seinem Ziele 
entgegenarbeiten — dies bezieht sich mehr auf die geistige als auf 
die körperliche Tätigkeit — und muß versuchen, seinen geistigen 
Werkzeugen die Frische zu erhalten, die zur Erreichung des Zieles 
nötig ist. Dagegen wird derjenige, der nicht die Energie zum Aus- 
halten hat, bald erlahmen. Er wird nicht nur stillstehen, sondern 
wird dadurch, daß er von dem bereits Erreichten wieder einen Teil 
vergißt, zurückgehen. Besonders ein großer Teil der Unteroffiziere 
sollte es sich angelegen sein lassen, sich die Wahrheit dieses Bildes 
so recht klar zu machen, dann würde es bedeutend weniger Unzu- 
friedene geben. Ist unser Sprichwort selbst schon in der Lage, den 
Säumigen ins Gewissen zu reden, so sind die Folgen noch mehr ge- 
eignet, ihm noch zur rechten Zeit den richtigen Weg zu zeigen. 
Wir können es jährlich beobachten, wie diejenigen, die gearbeitet 
und die das Lernen dem Vergnügen vorgezogen haben, getrost ihrer 
Prüfung entgegengehen und sich eine achtbare Stellung erringen, wie 
aber anderseits viele mit untergeordneten Stellen vorlieb nehmen 
müssen. Abgesehen von dem materiellen Nutzen, ist die gesellschaft- 
liche Stellung eine ganz verschiedene. Es schlage sich daher jeder an 
seine Brust und frage sich, ob er auch alles tut, um den Anforde- 
rungen des künftigen Berufes gerecht zu werden, ob er seinen Geist 
durch nützliche Tätigkeit frisch erhält, ob er sein Eisen vor 
Rost bewahrt. Sollte er erlahmen, so blicke er auf diejenigen, die 
ihr Ziel auf demselben Wege erreicht haben, und er mache sich klar, 
daß nur durch dauernde UÜbung die geistigen Werkzeuge frisch und
	        
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