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2. Der Vergleich des Bildes mit dem menschlichen Leben.
3. Die Folgen der aus dem Bilde gewonnenen Lehre.
III. Schluß: Wie das ungebrauchte Eisen verrostet und wertlos wird,
so wird auch der Träge und Faule eine untergeordnete Stellung
einnehmen.
Ausführung:
Die Sprichwörter und Kernsprüche des deutschen Volkes haben
einen bedeutenden erzieherischen Wert. Diesen haben auch die maß-
ebenden Kreise längst erkannt und versäumen daher nicht, bei jeder
Gelegenheit an die Sprichwörter zu erinnern. Besonders ist unser
als Thema gegebenes Sprichwort dazu angetan, den Eifer der Streb-
samen noch mehr anzuspornen und die Trägen auf die Folgen ihres
Nichtstuns aufmerksam zu machen.
Das Bild, das uns unser Sprichwort vor Augen führt, ist ein
nmatürlicher Vorgang, dem wir täglich begegnen. Der Pflug, das
Beil, die Säge, kurz, alles was von Eisen ist, fängt im Zustand der
Ruhe an zu rosten. Der atmosphärische Sauerstoff verbindet sich
nämlich mit dem Eisen und bildet Eisenoxyd, das ist Rost.
Diese Gegenstände bringen achen beim Nichtgebrauch nicht nur
keinen Nutzen; sie verlieren auch durch das Rosten an ihrem Wert.
Diesen Rückschritt kann nur ihr dauernder Gebrauch hindern. Die
bekannte Fabel von den beiden Axten schildert uns. die Wahrheit
dieses Bildes in schönster Weise. Wie die Axte in dieser Fabel zu
redenden Personen werden, so läßt sich überhaupt das ganze Bild mit
dem Menschen und seinem Tun und Lassen vergleichen. Ein Mensch, der
vorwärts kommen will, muß mit Fleiß und Ausdauer seinem Ziele
entgegenarbeiten — dies bezieht sich mehr auf die geistige als auf
die körperliche Tätigkeit — und muß versuchen, seinen geistigen
Werkzeugen die Frische zu erhalten, die zur Erreichung des Zieles
nötig ist. Dagegen wird derjenige, der nicht die Energie zum Aus-
halten hat, bald erlahmen. Er wird nicht nur stillstehen, sondern
wird dadurch, daß er von dem bereits Erreichten wieder einen Teil
vergißt, zurückgehen. Besonders ein großer Teil der Unteroffiziere
sollte es sich angelegen sein lassen, sich die Wahrheit dieses Bildes
so recht klar zu machen, dann würde es bedeutend weniger Unzu-
friedene geben. Ist unser Sprichwort selbst schon in der Lage, den
Säumigen ins Gewissen zu reden, so sind die Folgen noch mehr ge-
eignet, ihm noch zur rechten Zeit den richtigen Weg zu zeigen.
Wir können es jährlich beobachten, wie diejenigen, die gearbeitet
und die das Lernen dem Vergnügen vorgezogen haben, getrost ihrer
Prüfung entgegengehen und sich eine achtbare Stellung erringen, wie
aber anderseits viele mit untergeordneten Stellen vorlieb nehmen
müssen. Abgesehen von dem materiellen Nutzen, ist die gesellschaft-
liche Stellung eine ganz verschiedene. Es schlage sich daher jeder an
seine Brust und frage sich, ob er auch alles tut, um den Anforde-
rungen des künftigen Berufes gerecht zu werden, ob er seinen Geist
durch nützliche Tätigkeit frisch erhält, ob er sein Eisen vor
Rost bewahrt. Sollte er erlahmen, so blicke er auf diejenigen, die
ihr Ziel auf demselben Wege erreicht haben, und er mache sich klar,
daß nur durch dauernde UÜbung die geistigen Werkzeuge frisch und