Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

II. Ausführung: Denn sie gleichen sich: 
1. in ihrem regen Leben, 
2. in ihrer schaffenden und treibenden Kraft; 
3. sie sind Zeiten der Erwartung, 
4. sie sind Zeiten der Freuden, 
5. sie sind Zeiten des Säens und Pflanzens. 
I1. Schlußt Mahnung: Benutze die Jugendzeit! 
Ausführung: 
Sehr oft vergleicht man den Frühling mit einem lockigen, frohen 
Knaben, und dieser Vergleich kann wohl kaum treffender sein. haben 
doch die Tage der Jugend und die liebliche Lenzzeit gar vieles 
mein. 
Sobald die warmen Strahlen der belebenden Frühlingssonne 
die eisige Schneedecke von der Erde hinweggeschmolzen haben, tritt 
ein ganz neues Leben in der Natur ein. Die döden und kahlen 
Fluren werden jetzt durch ein frisches Grün belebt. Wiesen und 
Gärten kleiden sich allmählich in ihren herrlichen Farbenschmuck. 
Auf den Feldern schießen die Fruchthalme üppig empor, und die 
zahlreich aufsprossenden Knospen der Blüten entfalten sich bald 
zu dem schönsten Schmucke. Uberall in der Natur bemerkt man 
reges Leben, überall schaffende, treibende Kraft, und fast jeder Tag 
scheint neues Leben hervorzuzaubern. Die jetzt so üppig prangende 
Flur läßt auf eine reiche Ernte hoffen, und von der aufsprossenden 
Saat erwartet der Landmann den Lohn für seine Mühe und Arbeit. 
Der Frühling ist eine Zeit der Erwartung. Ehe jedoch die Knospen 
und Blüten und die Halme, die so verheißungsvoll dastehen, reife 
Früchte bringen, kann noch mancher Sturm, noch manches Ungewitter 
kommen, welches mit einem Male alle berechtigten Hoßnungen 
zunichte macht. · 
Trotz drohender Gefahren zeigt der Frühling überall Freude. 
Lustig erschallen die frohen Lieder der kleinen Sänger, die in tausend 
Stimmen von den Zweigen ihr Konzert erschallen lassen, dazu das 
murmelnde Rauschen des Bächleins und das geheimnisvolle Geflüster 
der Baumkronen — lauter Lust, Leben und Freude. 
Da zieht der elleisige Landmann mit seinem Pflug hinaus aufs 
Feld, das Erdreich zu lockern und für den Samen empfänglich zu 
machen. Dann streut er den Samen aus, hoffend, daß berfelö zu 
einer gedeihlichen Frucht emporwachsen möge. . 
Ganz so ist es mit der Jugend. Wenn das Kind auch noch so 
klein ist do zeigt es doch Leben, und nach und nach entwickeln sich 
seine Körperkräfte und geben sich gar bald in schaffenden Werken 
kund. Auch der Geist strebt vorwärts, immer wißbegieriger werden 
seine Fragen. Kommt das Kind dann in die Schule, so öffnet sich 
ihm auf einmal eine neue Welt. Mit spannender Aufmerksamkeit 
hört es auf all die Lehren und achtet auf die Fertigkeiten, die ihm 
gelehrt werden. An Körper und Geist wird das Kind vollkommener, 
und bad naht die Zeit, wo es aus der Schule entlassen wird und 
in das gesellschaftliche Leben eintreten soll. Je geweckter und kennt- 
nisreicher das Kind bisher war, desto erwartungsvoller ist man auch 
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