Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

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Westarmee überschreitet Ende August den Rhein bei Coblenz und 
Unterhausen, eine Ostarmee versammelt sich hinter dem Thüringer 
Walde an der Werra und oberen Weser; aus Bayern soll Ver- 
stärkung zu ihr stoßen. 
Die Spezialidee für West war: Zur Sicherung der rechten 
Flanke der Westarmee wird General der Kavallerie Graf v. Haeseler 
mit dem XI. und VIII. Armeekorps und der 1. Kavalleriedivision 
kommandiert. Dieser Truppenkörper stand in der Linie Wetzlar— 
Frankfurt, um dem Feinde das Uberschreiten des Main und der 
Kinzig zu verwehren. 
Generalidee für Ost war: Eine Ostabteilung unter Prinz Leopold 
von Bahern kommt mit dem I. und II. bayerischen Armeekorps und 
der 1. Kavallerie-Division aus Bayern und soll rasch vorgehen, um 
die hinter dem Thüringer Walde stehende Hauptarmee bei ihrem 
Angriffe noch zu unterstützen. 
Die Bayern hatten den Vorteil, daß bereits am 5. September 
ihre ganze Armee vereint in und bei Aschaffenburg stand. Das 
preußische VIII. Korps hatte noch zwei Tagemärsche zurückzulegen, 
ehe es mit ins Gefecht eingreifen konnte. 
Dem Auftrage gemäß waren die Bayern sehr früh aufgebrochen 
und hatten um 7 hr bereits den Kinzigabschnitt und Hanau besetzt. 
Graf v. Haeseler beschloß infolgedessen in einer guten Stellung bei 
ochstadt Hbachenhuchen die Ankunft des VIII. Armeekorps abzu- 
warten. Die bayerischen Truppen, welche bis Hochstadt vorgedrungen 
waren, wurden von der 22. Dibiston siegreich zurückgeschlagen. Gegen 
12 Uhr ließ Se. Majestät das Gefecht bei Hochstadt unterbrechen. 
Die muppen bezogen infolge des schlechten Wetters Notquartiere, 
nur die Vorposten biwakierten. Am 7. September war nach mühe- 
vollem Marsche von dem VIII. Armeekorps erst die 37. Division in 
dem Gefechtsbereich eingetroffen. Graf v. Haeseler trat den Bayern 
in einer sehr starken Stellung, Hochstadt-—Wachenbuchen—Windecken, 
entgegen. Stundenlanges Artilleriefeuer leitete das Gefecht ein. 
Prins Leopold entschloß sich endlich zum Angriff und ließ das 
bayerische Korps gegen den preußischen rechten Flügel (21. und 
22. Division) vorgehen. Da die Bayern hier zurückgeschlagen wurden, 
versuchte nun das II bayerische Korps auf dem linken Flügel gegen 
die 25. und 37. Division vorwärts zu kommen. Dies gelang ihnen 
cchließlich auch besser als wie auf dem rechten Flügel, denn auf 
efehl des Schiedsrichters mußte die 25. und 37. Division ihre 
Stellung räumen. Die Bayern gingen vor, mußten aber, da jetzt 
die preußische 15. und 16. Dioisort nach beschwerlichen Märschen 
endlich angekommen war und ihre Flanke bedrohte, wieder zurück- 
gehen. Erst spät wurde das Gefecht unterbrochen, und die Truppen 
ezogen Vorposten bezw. Biwak. 
Die Nachricht aus dem großen Hauptquartiere der Westarmee, 
daß dieselbe unter ungünstigen Gefechten bei Marburg zum Rückzug 
gezwungen sei, veranlaßte den Grafen v. Haeseler, den Vorteil 
vom gestrigen Tage auszunützen und den Angriff zu erneuern. Er 
wählte sich eine Stellung auf den Kaichener Höhen und konnte hier 
das ganze Niddertal bestreichen. Die bayerischen Truppen, welche 
in diesem Tale vorgingen, wurden von der preußischen Artillerie 
aufs tiefste erschüttert; trotzdem brachen sie bei Heldenbergen zum
	        
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