Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

Ausführung: 
Am Freitag, den 23. September 1904, früh 6 Uhr, sammelten 
sich die Truppen der 38. Division auf dem Kreuzwege bei Untersuhl; 
kurz darauf wurde der Marsch über Richelsdorf, Süß nach Solz, 
der 22. Division entgegen, angetreten. 
Schon gegen 8 Uhr fielen einzelne Schüsse auf feindliche 
Patrouillen, bis endlich gegen 9 Uhr im Gelände bei Solz am 
Große Buch“ mit dem Feinde Fühlung genommen, die Artillerie 
in die Stellungen einrückte und das Feuer eröffnet wurde. Kurz 
darauf machte sich auch die Artillerie der 22. Division auf den Höhen 
bei Deus bemerkbar und unter dem Schutze ihrer Artillerie rückten 
nunmehr die Infanterieregimenter vor, worauf ein interessantes 
Infanteriegefecht sich am „Eckarts-Berge“ bei Solz entwickelte. 
Gegen 1 Uhr kam das Signal „das Ganze Halt“, und nach statt- 
gefundener Kritik wurde das Gefecht fortgesetzt. Unaufhaltsam 
drängte die 22. Division die Truppen der 38. zurück, und gegen 
7 Uhr abends kamen die Kämpfer ins Biwak, die 22. Division bei 
Richelsdorf, die 38. bei Fernbreitenbach. 
Ziemlich nahe lagen die Feldwachen aneinander, und die ganze 
Nacht hindurch hörte man vereinzelt Schüsse fallen. Schon in aller 
Frühe wurden am Sonnabend die Biwaks aufgehoben. Die Vor- 
posten-Kompagnien marschierten in der Richtung nach Dankmars- 
hausen-Heringen ab und nach einem kurzen aber heftigem Kampfe 
erzwang die 22. Division den Ubergang über die Werra. Da die 
Brücken über die Werra bei Gerstungen, Berka, Dankmarshausen 
angeblich gesprengt waren, hatten die 11. Pioniere in der Nähe bei 
Dankmarshausen eine Brücke über die Werra geschlagen, über welche 
der Übergang erfolgte. Allmählich rückte nun die 22. Division vor 
bis auf die KPohen von Vitzeroda. Leider war der Nebel an diesem 
Morgen so dicht, daß man das Schauspiel nicht in seiner ganzen 
Größe genießen konnte. Schon gegen 19 Uhr wurden die berittenen 
Offiziere zur Kritik gerufen, und um 9 Uhr ertönte das Signal, daß 
die Truppen in ihre Quartiere abrücken sollten; das Manöver 1904 
hatte sein Ende erreicht. 
In geschlossenen Kolonnen zogen die Truppen teils nach ihren 
Quartieren, teils nach den zu ihrer Verladung bestimmten Bahn- 
stationen ab. 
Bald darauf herrschte auch hier in der Nähe des „Tiefe- 
graben“ ein recht militärisches Treiben, zum erstenmal kam die neu- 
errichtete Kriegskochküche in Tätigkeit. Nachdem die 11. Jäger und 
Pioniere, Infanterieregiment 82 und 83 ins Lager eingerückt 
waren, wurde abteilungsweise mit der Speisung der Mannschaften 
begonnen, und wie an einem Schnürchen ging alles von statten. 
Während dieser Zeit war es der Reserve noch vergönnt, das 
schon in den Biwaks übliche, bis jetzt aber noch nicht erfolgte 
„Löffelbegraben“ vorzunehmen. Ein zahlreiches Publikum von hier 
und Umgegend hatte sich eingefunden, um dies uns selten gebotene 
militärische Treiben anzusehen. Abwechselnd spielten auf dem Platze 
die Kapellen der Jäger und 82er, bis gegen 12 Uhr mit dem Ver- 
laden der Truppen begonnen wurde.
	        
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