Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

exerzieren sich in der Einteilung und Ausnutzung des zugewiesenen 
Geländeabschnittes üben. Der Gegner wird meistens durch Flaggen 
dargestellt. Die Leitung liegt gewöhnlich in den Henden der 
betreffenden Kommandeure. . 
Wesentlich anders gestaltet sich schon das Brigademanöver, 
dessen Leitung einem Brigadekommandeur übertragen wird. Die 
nfanterieregimenter, denen die anderen Waffengattungen ent- 
sprechend zugeteilt sind, erhalten besondere Aufträge zur Erledigung. 
Auch werden Führer und Vorposten täglich gewechsek. um höheren 
Offizieren Gelegenheit zur Truppenführung und zur Beurteilung der 
Leistungen, den Truppen aber die Möglichkeit zur Erlernung des 
Feldwachtdienstes zu geben. . 
Die Übungen in der Division verlaufen ähnlich wie die vorher- 
ehenden. jedoch stehen sich jetzt die Brigaden gegenüber. Die 
Leitung führt der Divisionskommandeur mit Hilfe seines General- 
Lbeofeers.l Den Schluß der Herbstübungen bilden die Korps- 
manbver, deren Führung der kommandierende General mit seinem 
Stabe selbst übernimmt. Gewöhnlich gehen dieen Ubungen ein bis 
zwei Marschtage vorauf, da sich die gegenüber tehenden Divisionen 
zu weit voneinander befinden. Wie bei den vorigen Übungen werden 
auch jetzt die Vorposten täglich gewechselt. Am letzten Tage wird 
auch wohl ein Angriff seitens des Armeekorps auf einen durch 
Flaggen markierten Feind unternommen. Führer ist ein älterer 
General, falls die Ubung nicht vom kommandierenden General 
selbst befehligt wird. 
Die Unterkunft der Truppen besteht, abgesehen von den Vor- 
posten, während der beiden ersten Ubungen in Bürgerquartieren, 
im Korpsmanöver dagegen biwakieren alle Truppen. Die höheren 
Stabsoffiziere beziehen stets Quartiere. 
An den verschiedenen Manövertagen wird von den Komman- 
dierenden eine Besprechung abgehalten; doch findet diese beim 
Korpsmanöver nur am letzten Tage statt. 
ur Instandsetzung der Bekleidung und der Waffen wird zwischen 
den Abschnitten des Manövers ein Nuheta gewährt. 
Durch diese Herbstübungen sollen die Truppen an die größeren 
Strapazen gewöhnt werden. Diese bestehen für die Infanterie be- 
sonders in bedeutenderen Marschleistungen, in der Erschwerung des 
Gepäcks und in der häufig kurzen Nachtruhe. Wie wird nun der 
Infanterist auf diese UÜbungen vorbereitet? 
Es geschieht dies bei jedem einzelnen Truppenteil schon in der 
Garnison. Die Felddienstordnung verlangt, daß die Infanterie ein- 
marschiert in die warme Jahreszeit tritt. Daher finden auch Märsche 
im Winter statt. Diese wie auch die Felnbiensctkunghen beginnen 
bald nach der Rekrutenausbildung. Die Mannschaften müssen sich 
frühzeitig an das Gepäcktragen gewöhnen, damit bei eintretender 
bife die ungewohnte Last nicht hinderlich wirkt. Märsche und Vor- 
vü“ tenübungen werden auch in der Dunkelheit abgehalten, denn das 
erhalten im Feldwachtdienst bei Nacht zeigt erhebliche Unterschiede 
gegen dasselbe bei Tage. leichfalls geübt wird das Marschieren 
ei Dunkelheit. Eine wichtige Vorbereitung für die Herbstübungen 
muß bei der Infanterie auch in einer geregelten Fußpflege liegen; 
denn die Kriegstüchtigkeit der Fußtruppen beruht zum großen Teil
	        
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