Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

Zu diesem Zwecke hat es sich mit Rußland verbunden, das zwar 
durch den russisch-japanischen. Krieg augenblicklich lahmgelegt ist, 
aber immerhin ein Faktor ist, mit dem das Deutsche Reich in einem 
Kriege mit Frankreich rechnen muß. Das Deutsche Reich muß in 
einem sochen Falle seine ausgedehnte Ostgrenze besetzt halten und 
somit diese Truppen der Feldarmee entziehen. Auch England hat 
sich diesem Bunde angeschlossen: Der Neid dieses Volkes wird meistens 
durch den industriellen Aufschwung des Deutschen Reiches erregt. Es 
ist ihm hier ein ebenbürtiger Rival (Nebenbuhler) auf dem aus- 
wärtigen Markte entstanden. Die Früchte einer Jahrhunderte langen 
Handelspolitik stehen in England auf dem Spiele, wenn dieser Kon- 
kurrent nicht bald unschädlich gemacht wird. Das englische Gesetz, 
wonach sich auf deutschen Waren das zeichen „Made in Germany)“ 
in Deutschland gefertigt) befinden muß, bildete nicht, wie beab- 
sichtigt, ein Hindernis, sondern ist der beste Begleitschein der 
deutschen Ausfuhrhandelsware. 
m nun den bedeutenden Ausfuhrhandel zu bewältigen, ist eine 
große andelsflotte nötig und zu deren Schutz wiederum eine starke 
grobe tarte Die Flotte hat außerdem den Zweck, Gut und Leben 
unsrer deutschen Ansiedler in fremden Ländern zu schützen deutsches 
Kapital zu sichern und deutsche Interessen zu wahren. Großen An- 
teil hat die Flotte an den Erwerbungen unfrer Kolonien gehabt. 
Um nun die Erfolge unfrer Flotte nicht in Frage zu stellen und 
fremden Eingriffen entgegentreten zu können, ist es nötig, die 
Flotte auf eine solche Höhe zu bringen, daß den zivilisierten Mächten 
sowohl wie den wilden ötkerschaften der nötige Respekt (Achtung) 
jederzeit eingeflößt werden kann. « 
hängst wäre wohl zum großen Schlage gegen das Deutsche 
Reich ausgeholt worden, wenn nicht die friedliebende Politik unfres 
geichrein Kaisers, die starke Armee und der Dreibund, jenes von 
Zismarck ins Leben gerufene Bündnis zwischen dem Deutschen Reiche, 
Isterreich und Italien, jedes Kriegsgelüste verstummen machte. 
So lange diese drei Faktoren, vor allem aber die stets gerüstete 
Armee, den Frieden schützen, wird wohl keine fremde Macht versuchen, 
das Deutsche Reich anzugreifen. 
42. Ein Tag aus meinem Soldatenleben. 
Gedankengang: 
1. Beendigung meines ersten Dienstjahres. 
2. Entlassung der Reservisten. 
3. Meine Beförderung zum Gefreiten. 
Ausführung: 
Es war am 18. September 1903, dem Entlassungstage der 
Reservisten. Ich hatte mein erstes Dienstjahr beendet, und mein 
zweites begann. Schon am frühen Morgen war ein reges Leben in 
er Kaserne. Galt es doch, allenthalben einmal ordentlich Kehraus 
zu machen. Die zur Entlassung kommenden Reservisten spazierten
	        
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