Die Militärverwaltung kommt den Unteroffizieren in dieser
Beziehung entgegen. indem sie die Kapitulantenschulen eingerichtet
hat. Sie haben meist den Zweck, die mehr oder weniger ver-
wischten Schulkenntnisse aufzufrischen, zu befestigen und zu ver-
mehren. Auch die dienstlichen Unterrichtsstunden tragen viel dazu
bei, den geistigen Gesichtskreis des Unteroffiziers zu erweitern.
Da nun die Zeit eines jungen Unteroffiziers meistens dur
außergewöhnliche ienstobliegenheiten, wie Rekrutenausbildung
ausgefüille ist und auch der Frontdienst körperlich anstrengt. so wird
sich ihm selten Gelegenheit bieten, sich auf einem bestimmten
Gebiete intensiv weiter zu bilden. Er tut daher gut, sich während
dieser Zeit die für jeden Gebildeten erforderlichen Kenntnisse aus
dem Lereiche des allgemeinen Wissens anzueignen.
Der Militäranwärter darf sich in seinen Kenntnissen nicht
überschätzen und muß daran denken, daß der Andrang zu den
besseren Stellen sehr groß ist. Es ist ein Fehler, daß noch viele
Unteroffiziere ihre wissenschaftliche Weiterbildung und ihre Vor-
bereitungen zum Examen zu einseitig betreiben. Anstatt frühzeitig
an die Weiterbildung zu denken, kann man oft die Beöbachtung
machen, SestP viele erf während ihrer letzten Dienstzeit sich nur das-
jenige mühsam einlernen, was sie zur Ablegung einer Prüfung für
nötig halten. Eine solche einseitige Vorbereitung wird sich später rächen.
ie ist nun eine gute Vorbereitung zu derselben möglich'?
Durch das sorgfältige Lesen guter Bücher kann sich der Militär-
anwärter allgemeine Kenntnisse aneignen. Er bildet dadurch seinen
weist seinen Gedankenreichtum und erlangt eine gewandte Ausdrucks-
weise. Besonders zu empfehlen ist das Lesen unserer Klassiker“),
das Studieren der Geschichte, der Entdeckungen und Erfindungen.
Ein richtiges, verständnisvolles Lesen wird Sch immer mehr dem
Gedächtnis einprägen. «
Für die Prüfun muß er sich entweder durch Selbst—
studium oder unter ilfenahme von Lehrern vorbereiten. Dies
darf aber nicht zu spät geschehen und muß planmäßig vor sich
gehen. Etwaige Lücken müssen ausgefüllt werden, und ist eine
ründliche Vertiefung in den verlangten Fächern der vorgeschriebenen
rfurg nötig. Eine große Erleichterung für jeden Militäranwärter
ieten nun gute Bücher zum Selbststudium.
Als ein geeignetes Buch zur Erlernung der deutschen Grammatik,
des deutschen Aufsatzes, der epthesreidun und der seichenfetzung
ist warm zu empfehlen: „180 Musteraufsätze aus gestellten Vor-
prüfungsaufgaben. Wie lerne ich Aufsätze anfertigen? Ein prak-
tisches Handbuch für den Selbstunterricht in der Grammatik, Ortho-
graphie, Interpunktion und in den Aufsatzübungen. Herausgegeben
um Gebrauche für Militäranwärter, Kapitulanten und angehende
eamte von H. Altendorf, Oberpostassistent, Apolda und K. Pegenau,
Lehrer, Eisenach. Im Selbstverlag. 7. Auflage. Preis 2 Mark.“
Ein klar und verständlich geschriebener, fehlerfreier Aufsatz ist
stets ein Fürsprecher bei der Beurteilung der Prüfungsarbeiten.
Dieses Buch gibt die Anleitung dazu. Aller Anfang ist schwer. Doch auch
der weniger Geübte wird beim Durcharbeiten desselben imstande
*) wie Goethe, Schiller, Lessing, Körner, Hauff usw.