Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

durch. Wenn die Verbündeten die Deutschen mit rund 50 000 Mann 
angegriffen hätten, z. B. über Gent und Mecheln, so hätte man einen 
Erfolg dieses Angriffs erwarten können. Der Sachverständige der Times 
nimmt an, daß der Plan von den Verbündeten festgestellt worden ist, 
und daß England bereit gewesen sei, mitzuarbeiten und Truppen dafür 
bereithielt. „Aber andere (gemeint sind die Franzosen) konnten uns im 
letzten Augenblick nicht helfen. Dafür gab es unzweifelhaft gute Ursachen, 
und wir können als sicher annehmen, daß dies für sie ebenso gut wie 
für uns eine Enttäuschung war.“ Die Ausführungen schließen damit, daß 
den englischen Behörden nichts vorzuwerfen sei, und daß wegen jener 
Niederlage kein Minister geopfert werden dürfe. Die Times empfiehlt 
ferner, jetzt schon Kitcheners Territorial= und Reservetruppen bei Opera- 
tionen zu verwenden, anstatt fie erst noch ein halbes Jahr Uebungen 
machen zu lassen. 
  
Eine Abfuhr Englands. 
Köln, 20. Oktober. 
Die römische Zeitung Vittoria gibt jetzt, wie die Köln. Ztg. meldet, 
auf den Artikel der Saturday Review eine deutliche Antwort. Die eng- 
lische Zeitung erklärte, wenn sich Italien die Achtung Europas bewahren 
wolle, müsse,es unverzüglich seine Absichten erklären. Hierzu erklärt die 
Vittoria, jetzt wären die Illusionen, die man sich in Italien über England 
gemacht hätte, zerstört. Englands Schwäche werde jetzt vorzeitig ent- 
hüllt. Da es nicht gewagt habe, seinen gefährlichen Nebenbuhler Deutsch- 
land allein anzugreifen, habe es alle anderen in den Kampf geschickt. 
England sei der wahre Anstifter des Krieges, aber Englands Krieg sei 
nicht der Krieg Italiens; England solle seinen Krieg nur allein führen 
und fiegen, wenn es könne. 
Die deutsche Regierung gegen französische Greuel. 
Die ka#serlich deutsche Regierung hat die nachstehende Denkschrift 
über die Verletzung der Genfer Konvention durch fran- 
jzösische Truppen und Freischärler, worin gegen deren völker- 
rechtswidriges Verhalten scharfer Protest erhoben wird, der französischen 
Regierung sowie den Regierungen der neutralen Mächte zugehen lassen. 
Denkschrift. 
In dem gegenwärtigen Kriege haben französische Truppen und Frei- 
schärler die zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken 
bei den im Felde stehenden Heeren getroffenen Bestimmungen der Genfer 
Konvention vom 6. Juli 1906, die von Deutschland und Frankreich rati- 
fiziert worden find, in flagranter Weise verletzt. Aus der großen Zahl be- 
kanntgewordener Fälle werden in den Anlagen diejenigen aufgeführt, 
die bereits durch gerichtliche Vernehmungen oder dienstliche Meldungen 
einwandsfrei festgestellt worden sind. 
An der Spitze der Genfer Konvention steht einer der ersten Grundsätze 
des Kriegsrechts, daß nämlich die Verwundeten und Kranken des feind- 
lichen Heeres in derselben Weise wie die Verwundeten und Kranken des 
eigenen Heeres geachtet und versorgt werden sollen (Artikel 1, Abs. 1). 
Diesem Grundsatze haben französische Truppen und Freischärler ins Gesicht 
heschlagen, indem sie deutsche Verwundete, die in ihre Hände gefallen 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.