Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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schleichen zu können. Während ich dort lag, beobachtete ich folgende Vor- 
gänge: Die Franzosen traten die liegengebliebenen Leute unseres Zuges 
mit den Füßen, und als sie Lebenszeichen durch Schreien oder Stöhnen 
von sich gaben, hörte ich Schüsse; auch ich erhielt einen Fußtritt, verhielt 
mich aber nach dem Erlebten völlig ruhig, so daß es lediglich diesem Um- 
stande zu verdanken ist, daß ich nicht auch erschossen worden bin. Bei ein- 
tretender Dunkelheit sah ich mich nach meinen verwundeten Kameraden 
um und stellte fest, daß meine verwundeten Nachbarn nach ihrer Lage tot 
sein mußten, während sie am Morgen nur leicht verwundet worden waren. 
In der Dunkelheit gelang es mir, mich zu meinem Truppenteil zurück- 
zuschleichen. 
Militärgerichtliche Vernehmung des Jägers zu Pferde 
Franz Mevißen vom Jäger-Regiment zu Pferde Nr. 7. 
Verhandelt Mersch auf dem Marsche von Luxemburg nach 
Diekirch, den 11. September 1914. 
Gegenwärtig: Wagner, Oberkriegsgerichtsrat, Voetsch, Ober- 
kriegsgerichtssekretär. 
Es erscheint und erklärt, auf die Bedeutung des Eides hingewiesen, 
Jäger zu Pferde Mevißen, 4. Eskadron, Jäger-Regiment zu Pferde Nr. 71 
Ich weiß folgendes zu bekunden: 
Nach dem Gefecht gegen die drei französischen Eskadrons am 7. d. M., 
etwa 10 Km. südwestlich von Arlons auf belgischem Gebiet, hatte ich mich 
in der Nacht in einem Strohdiemen versteckt. Von meinem Versteck aus 
gobe ich gesehen, wie die Franzosen verwundete deutsche, noch lebende 
äger zu Pferde mit ihren Lanzen erstachen. Ich sah sie in der hellen 
Nacht auf dem Gefechtsfeld umhergehen, und hier und da sich bewegende 
daliegende Jäger zu Pferde erstechen. Einmal richtete sich ein Jäger über 
sein Pferd auf, er wurde sogleich erstochen. 
Gerichtliche Vernehmung des Musketiers Mündel vom 
Infanterie-Regiment Nr. 138. 
Kaiserliches Amtsgericht. Anwesend: Amtsrichter Brehmer, 
als Richter, Amtsgerichtssekretär Brubacher, als Gerichts- 
schreiber. " 
Hochfelden, den 25. September 1914. 
Am. 25. August 1914 bin ich bei einem kleinen Ort, welcher hinter 
Lunéville gelegen ist, an der linken Schulter von einem Infanterie- 
geschoß verwundet worden. 
Wir befanden uns bereits im Nahkampf mit den Franzosen. Sie 
waren nur ungefähr 30 Meter von uns entfernt. Es kamen dann an 
der Stelle, wo ich lag, mehrere Franzosen vorüber, von denen, bis auf 
einen, Bajonette geführt und Tornister getragen wurden. Der eine hatte 
keinen Tornister und kein Bajonett, dagegen einen Revolver und einen 
Degen. Dieser fragte zunächst einen neben mir liegenden Gefreiten in 
gebrochenem Deutsch, an welcher Stelle er verwundet sei. Der Gefreite 
antwortete: „am Fuß“ und zeigte auf die Stelle hin. Hierauf schoß der 
Franzose dem Gefreiten mit dem Revolver durch den Kopf. Alsdann 
gingen die Franzosen gegen die deutsche Stellung vor. Nach einigen 
Minuten starb dann der Gefreite. Nach ungefähr einer Viertelstunde 
 
	        
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