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Bericht der Oberärzte Dr. Neumann und Dr. Grün-
felder vom bayerischen Pionier-Regiment an die Etappen-
kommandantur der 7. Armee über die
Beraubung und Verstümmelung deutscher Soldaten
bei Orchies.
Valenciennes, den 26. September 1914.
Das 1. Bataillon des bayerischen Pionier-Regiments hatte den
Auftrag, gegen den Ort Orchies, 24 Kilometer von Valenciennes ent-
fernt, vorzugehen. Als das Bataillon 500 Meter von Orchies entfernt
war, bemerkte die Spitze im Straßengraben den Leichnam eines deutschen
Kameraden vom Landwehr-Regiment Nr. 35. Es fielen sofort die bei
sämtlichen Toten wiederkehrenden Erscheinungen auf, daß der Leichnam
seiner Schuhe und Strümpfe beraubt und sämtlicher Erkennungszeichen
bar war. Der Mann war von rückwärts niedergestochen worden, lag aber
auf dem Rücken und hatte Mund und Nasenlöcher mit Sägespänen voll-
gepfropft. Der rechte Arm war wie beim größten Teil der Leute in
typischer Abwehrstellung erstarrt; die Totenstarre war noch nicht voll-
kommen gelöst.
Nach weiterem Absuchen des großen Feldes fanden wir noch 20 Sol-
daten desselben Regiments. Ein Mann, der etwa 200 Meter vor der
Windmühle vor dem Orte lag, hatte eine Hiebverletzung an dem rechten
Ohre erhalten und war sodann, da die Verletzung nur eine Fleischwunde
nach sich gezogen hatte, in barbarischer Weise mißhandelt worden; das
linke Ohr war glatt abgeschnitten, das Gesicht blaurot. eine Folge des
Erstickungstodes, an dem der Mann zugrunde ging: Mund, Nase und
Augen waren mit Sägespänen vollgestopft, am Halse Würgezeichen zu
sehen. Das Gras rings um den Toten war in einem Umkreis von etwa
20 Meter vollkommen niedergetreten, woraus hervorgeht, daß die bar-
barische Tat das Werk mehrerer war. Zu diesen Gefallenen gesellte sich
noch ein Vizefeldwebel, dem das Schädeldach zertrümmert war, das
Gehirn quoll heraus. Ein vierter zeigte an der linken Schläfe eine
Schnittwunde, die nicht tötlich gewirkt haben kann; der Goldfinger war
diesem Manne glatt am Knöchel abgeschnitten, und in der Bauchwand
saßen vier Schußlöcher, die vom Pulverschmauch eingefaßt waren, ein
Zeichen, daß die Schüsse aus unmittelbarer Nähe abgegeben waren; den
Einschußöffnungen entsprachen vier Ausschußöffnungen am Rücken.
Außerdem waren noch fünf Leute erschlagen worden. Sie zeigten nur
Verletzungen, die durch stumpfe Gewalt herbeigeführt sein konnten. Ein
Mann hatte am rechten Nasenflügel einen Streifschuß, der die Oberlippe
und das Kinn abriß. Das Gesicht war von Pulverschmauch geschwärzt,
die Wundränder verbrannt, ein Beweis für die unmittelbare Nähe des
abgegebenen Schusses. Am barbarischsten schienen die Leute der Gegend
mit einem Manne umgegangen zu sein, dem die Augen ausgestochen
waren; das rechte Auge war vollkommen enthöhlt, das linke ausgelaufen.
Die Todesursache dieses Menschen konnte nur auf diese Verletzung zurück-
geführt werden.
Aus den festgestellten Tatsachen ergab sich, daß ein großer Teil der
Leute unverwundet in die Hände der Feinde gefallen war, denn die
Feinde hatten einen Fluchtversuch unserer Kameraden dadurch zu ver-
hindern versucht, daß sie ihnen die Hosenträger durchschnitten, sämtliche
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