Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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ihm ein europäischer Krieg für die Vernichtung oder Schwächung des ein- 
zigen ernstlichen Nebenbuhlers um die Seeherrschaft bieten würde. 
Zwangsenteignung der Deutschen in Rußland. 
Liquidation des deutschen Grundbesitzes. 
(W.T. B.) Petersburg, 25. Oktober. Es wird mitgeteilt, daß der 
Minister des Innern einen Gesetentwur betreffend die Liquidation des 
Erundeigentums ausarbeiten und der Entscheidung des Ministerrats unter- 
breiten werde, der beabsichtige, die deutschen und österreichischen Untertanen 
des Rechtes zu berauben, unbewegliche Habe außerhalb der Städte in 24 
Grenzgouvernements und in den der Ostsee, dem Schwarzen und Azowschen 
Meere benachbarten Gebieten zu besitzen. Dieses Recht beschränkt sich eben- 
falls in bezug auf russische Staatsbürger deutscher Abstammung, die nach der 
Verkündung des deutschen Gesetzes vom 1. Juni 1870 über die doppelte 
Staatsangehörigkeit Eigentum erworben haben. Außeerhal der genannten 
Städte ist den bezeichneten Personen Miete und Pacht der Immobilien 
ebenso untersagt, wie das Recht, als Stellvertreter für einen anderen 
Grundstückseigentümer zu fungieren. Der Gesetzenwurf sieht für die 
Liquidation eine Frist von mehreren Monaten vor. 
Amtlicher Bericht aus dem Hauptquartier. 
Großes Hauptquartier,, 25. Oktober, vormittags. Der Mer- 
ern-Kanal ist zwischen Nieuport und Dixmuiden nach heftigen Kämpfen 
am 24. Oktober von uns mit weiteren starken Kräften überschritten worden. 
Oestlich und nordöstlich Dpern hat sich der Feind verstärkt, trotzdem gelang 
es unseren Truppen, an mehreren Stellen vorzudringen. Etwa 500 Eng- 
länder, darunter ein Oberst und 28 Offiziere, wurden gefangen genommen. 
Im Osten haben unsere Truppen die Offensive gegen Augustow er- 
griffen. In der Gegend von Iwangorod kämpften unsere Truppen Schulter 
an Schulter mit den österreichisch-ungarischen; sie machten 1600, Slamhene. 
Erkrankung des Generals v. Moltke. 
Wie aus dem Großen Hauptaguartier mitgeteilt wird, ist General 
v. Moltke an Leber= und Gallenbeschwerden erkrankt. Die Krankheit gibt 
keinen Anlaß zu Besorgnissen. General v. Moltke befindet sich in guter 
ärztlicher Pflege im Großen Hauptquartier. In seinem Zustand ist bereits 
eine wesentliche Besserung eingetreten. Seine Geschäfte sind dem Kriegs- 
minister General v. Falkenhayn übertragen worden. 
Die Nachricht von der Erkrankung des Generals v. Moltke war priva- 
tim schon seit einiger Zeit bekannt. Es ist der allgemeine herzliche und auf- 
richtige Wunsch, daß der General v. Moltke bald wieder völlig hergestellt 
sein möge. (W.T.B.) 
Die Schlachtlinie der Deutschen und Oesterreicher in Polen. 
(W.TI. B.) Wien, 25. Oktober. Amtlich wird verlautbart: 25. Ok- 
tober, mittags: Auf dem nördlichen Kriegsschauplatz stehen nunmehr unsere 
Armeen und starke deutsche Kräfte in einer fast ununterbrochenen Front, 
die sich von den Nordabfällen der östlichen Karpathen über Stary Sambor, 
das östliche Vorgelände der Festung Przemysl, den unteren San und das
	        
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