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von den deutschen Küstenbatterien zu Blankenberghe oder Heyst auf die
englischen Schiffe gerichtet war. Aus der Richtung Nieuwport und
Dixmuiden wurde dagegen kein Schießen vernommen. Admiral
v. Schröder hat folgenden Aufruf erlassen:
Das Beschießen englischer Hotels und englischer Untertanen an
der belgischen Küste legt mir die Pflicht auf, zum Schutze der hier
verbleibenden englischen Untertanen die nötigen Sicherheitsmaßregeln
zu treffen. Ich befehle also, daß alle englischen Untertanen in Ostende
und in den benachbarten Küstenplätzen sich eiligst von diesem Platz
entfernen und an bestimmten Plätzen zu versammeln haben werden.
Sie werden dann unter sicherem Geleit nach der niederländischen
Grenze gebracht. Ich lehne jede Verantwortung ab für dieses Elend,
welches die vollkommen zwecklose englische Beschießung der jetzt unter
deutschem Schutz stehenden Frauen und Kinder bringt. Die Abteilungs-
kommandanten müssen dafür Sorge tragen, daß die flüchtenden Per-
sonen mit aller Sorgsamkeit aus den Gebieten entfernt werden, die
innerhalb der Beschießungszone der englischen Schiffe liegen.
Sehr bemerkt wird die feine Jronie, womit der Admiral zu Beginn
der Ankündigung sagt: „Die Beschießung englischer Hotels und englischer
Untertanen an der belgischen Küste legt mir die Pflicht auf, zum Schutz
der hier befindlichen britischen Untertanen die nötigen Vorsichtsmaß-
regeln zu treffen.“ Ein deutscher Admiral, der Engländer vor englischen
Roheiten schützt! (Voss. Ztg., 28. Oktober.)
Die Heeresleitung über die Lage.
Amtlich. Mitteilung der obersten Heeresleitung.
Großes Hauptquartier, 28. Oktober, mittags.
Die Kämpfe bei Nieuport—Dixmuiden dauern noch an. Die Belgier
erhielten dort erhebliche Verstärkungen. Unsere Angriffe wurden fort-
gesetzt. Sechzehn englische Kriegsschiffe beteiligten sich am Kampf gegen
unseren rechten Flügel; ihr Feuer war erfolglos.
Bei Dypres ist die Lage am 27. Oktober unverändert geblieben.
Westlich Lille wurde unser Angriff mit Erfolg fortgesetzt.
Im Argonnenwald sind wieder einige feindliche Schützengräben ge-
nommen worden, deren Besatzung zu Gefangenen gemacht wurde.
Auf der Westfront hat sich weiter nichts Wesentliches ereignet.
In Polen mußten die deutsch-österreichischen Truppen vor neuen
russischen Kräften, die von Jwangorod—Warschau und Nowo—Georgi-
jewsk vorgingen, ausweichen, nachdem fie bis dahin in mehrtägigen
Kämpfen alle russischen Angriffe erfolgreich abgewiesen hatten. Die
Russen folgten zunächst nicht, die Loslösung vom Feinde geschah ohne
Schwierigkeit. Unsere Truppen werden sich der Lage entsprechend neu
gruppieren.
Auf dem nordöstlichen Kriegsschauplatz sind keine wesentlichen Aende-
rungen. (W.T. B.)
Das Urteil von Serajewo.
Während Europa von dem Donner des Weltkrieges dröhnt, dessen
Lawine die Mordtat von Serajewo ins Rollen gebracht hat, ist nun
über die Mörder das richterliche Urteil ergangen. Wie aus Serajewo