— 717 —
ihnen auch unter rohem Lachen die Gewehre entgegengehalten und auf
sie gespien.
Die Behauptungen des Berichterstatters der „Tijd“ haben zu einer
Untersuchung durch die zuständigen Behörden Anlaß gegeben. Hiernach
ist über die angeblichen Vorgänge auf dem Bahnhofe in Landen fol-
gendes festgestellt: Am 9. Oktober ist kein Zug mit 2000 Verwundeten in
Landen eingetroffen, sondern nur kleinere Transporte, deren genaue
Stärke aus den Verpflegungsberechnungen hervorgeht. Ansammlungen
von 200 bis 300 Soldaten an einem Wagen können nicht vorkommen,
weil der Posten Anweisung hat, die Rampe frei zu halten. Außerdem
befindet sich stets mindestens ein Offizier der Bahnhofskommandantur
bei der Abfertigung eines Verwundetenzuges. Es ist unmöglich, daß
die Soldaten ihre Gewehre auf die Engländer angelegt haben, weil
die Mannschaften, welche in der Speisehalle beköstigt werden, und die
Bedienungsmannschaften stets ohne Waffen sind. Andere Soldaten
haben keinen Zutritt. Die Engländer sind weder geschlagen, noch ge-
stoßen, noch bespien worden, sondern es ist ihnen ein Teller warmer
Suppe angeboten worden, dessen Annahme zwei verweigert haben. Dies
ist durch die Aussagen von Beteiligten bezeugt.
Fapan raubt weiter.
Die „Nowoje Wremsja“ berichtet aus Peking: Die japanische Re-
Hrung verlangt von China auch die kurz vor Kriegsausbruch an
eutschland erteilte Bahnkonzession Tsinanfu—Sinanfu für sich. Diese
Konzession beträfe die Linie Tsinanfu nach der Peking—Hankau-Bahn
und eine zweite Linie von Kaomi nach Hsytschoufou. Da China „neu-
traler Staat“ ist, könnte Japan ebensogut alles deutsche Privateigen-
tum in China verlangen. Und dabei wollte doch angeblich Japan
Kiautschou „#eventuell“ an China zurückgeben. Statt zurückzugeben, raubt
also der gelbe Räuber noch mehr! ... (Tägl. Rundschau, 10. November.)
Englische Barbarei.
Generalleutnant v. Hellingrath, der Inspekteur der Etappeninspek-
tion Cambrai, hat, den „Münchener Neuesten Nachrichten“ zufolge, dort
am 30. Oktober folgende Bekanntmachung durch Maueranschlag ver-
breiten lassen:.
Englische Kriegführung.
Jedem — Sodaten und Einwohner — ist gestattet, unter Aufsicht
der Wache das ausgestellte englische Gewehr und eine Anzahl Dum-Dum-
Geschosse, wie sie mit abgebrochenen Spitzen in den Taschen der eng-
lischen Patrouillen gefunden worden, zu besichtigen. Der Bleikern der
Patrone besteht aus zwei Teilen, die durch den Stahlmantel zusammen-
gehalten werden. Durch das Hineinstecken der Geschoßspitze in das Loch
der Magazinsperre und durch leichten Druck bricht die Geschoßspitze ab;
die Patrone wird zum Dum-Dum-Eeschoß. Das ist die roheste Art der
Kriegsführung! Das Dum-Dumeschoß ist zum Schutz des Menschen
gegen die Bestien Asiens und Afrikas erfunden. Ein Schuß soll das
größte Tier zerreißen. Die Haager Konvention verbietet ausdrücklich
die Verwendung solcher Mordwerkzeuge gegen Menschen. Die Anwen-