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Militärattachees über unsere Armee erhalten habe. Er gab darauf genau
die numerischen Daten über die englischen Kräfte an; wir könnten darauf
rechnen, daß in zwölf oder dreizehn Tagen zwei Armeekorps, vier Kaval-
leriebrigaden und zwei Brigaden berittener Infanterie gelandet werden
könnten. Er bat mich darum, die Frage des Transports dieser Streit-
kräfte nach demjenigen Landesteil zu studieren, wo sie nützlich sein könn-
ten, und versprach mir, zu diesem Zwecke die detaillierte Zusammensetzung
der Landungsarmee zu geben.
Er kam auf die Frage der Effektiostärke unserer Feldarmee zurück
und bestand darauf, daß man keine Detachements nach Namur und Lüttich
abzweigen sollte, denn diese Plätze hätten genügende Garnisonen. Er bat
mich, seine Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit zu richten, der eng-
lischen Armee zu gestatten, an den Vergünstigungen teilzuhaben, die das
Reglement über die Kriegsleistungen vorsehe. Endlich bestand er auf
der Frage des Oberbefehls. Ich antwortete ihm, daß ich über diesen
letzten Punkt nichts sagen könne und versprach ihm, die anderen Fragen
aufmerksam zu studieren.
Später bestätigte der englische Militärattachee seine frühere
Schätzung: 12 Tage würden wenigstens notwendig sein, um die Landung
an der französischen Küste zu bewerkstelligen. Es würde bedeutend län-
gere Zeit notwendig sein (1 bis 2½ Monate), um 100 000 Mann in
Antwerpen zu landen. — Auf meinen Einwand, daß es unnötig sei, die
Beendigung der Landung abzuwarten, um mit den Eisenbahntransporten
zu beginnen, und daß man sie besser nach Maßgabe der jeweiligen
Truppenankünfte an der Küste einrichten sollte, versprach mir Herr Bar-
nardiston genaue Daten über den täglichen Landungsetat. — Was die
Kriegsleistungen anlangt, so teilte ich Herrn Barnardiston mit, daß diese
Frage leicht geregelt werden könne.
Je mehr die Pläne des englischen Generalstabs Fortschritte machten,
desto klarer wurden die Einzelheiten des Problems. Der Oberst versicherte
mir, daß die Hälfte der englischen Armee in acht Tagen gelandet werden
könne, der Rest bis zum Ablauf des zwölften oder dreizehnten Tages,
ausgenommen die berittene Infanterie, auf die man erst später zählen
dürfe. Trotzdem glaubte ich von neuem auf der Notwendigkeit bestehen
zu müssen, die Ziffer der täglichen Ausladung genau zu kennen um die
Eisenbahntransporte für jeden Tag zu regeln.
Der englische Militärattachee unterhielt sich weiter mit mir über
verschiedene andere Fragen, nämlich:
1) Notwendigkeit, die Operationen geheimzuhalten und von der
Presse strikte Geheimhaltung zu verlangen,
2) Vorteile, die sich daraus ergeben würden, wenn jedem eng-
lischen Generalstab ein belgischer Offizier, jedem Truppenkomman=
danten ein Dolmetscher und jeder Truppeneinheit Gendarmen zugeteilt
werden könnten, um den englischen Polizeitruppen zur Seite zu stehen.
Bei einer anderen Unterhaltung prüften der Oberstleutnant Barnar-
diston und ich die kombinierten Operationen für den Fall eines deutschen
Angriffs auf Antwerpen und unter der Annahme eines Durchmarsches
durch unser Land, um die französischen Ardennen zu erreichen. In der
Frage erklärte mir der Oberst sein Einverständnis mit dem Plane, den