Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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tälern entlassen worden, einer mit einer nicht erkannten Pneumonie, an 
der er wenige Tage später starb. Alle Wunden der Verletzten (von der 
„Mainz“ und „Königin Luise“) eiterten und schmerzten. Die Verwun- 
deten sprachen immer davon, daß die englischen Geschosse Pikrinsäure ent- 
hielten. In den letzten Tagen meines Aufenthaltes im Kamp waren 2500 
Gefangene da. Für diese 2500 gab es 16 Wasserhähne zum Waschen, 
Wäschewaschen und Kochen. In gedeckten Hallen standen 90 Eimer mit 
langen Brettern überdeckt als Klosetts. In den letzten Tagen mußte 
jeder erst durch den Kot waten, ehe er zu den Eimern gelangte. Es war 
strenge verboten, sich auf die Bretter zu stellen! Und wie sahen diese 
Sitze aus!] Obwohl ich Zugang zum Hospitalzelt und die Schlüssel zu 
den zwei Feldmedizinkisten, die am achten Tage gekommen waren, hatte, 
war ich voller Läuse jeder Art, Flöhe und Krätze. — Nach und nach „be- 
handelte“ ich täglich 40 Fälle von Brechdurchfall. Einzelne mit Rheuma 
konnten ihr Zelt überhaupt nicht mehr verlassen. Sichere Diagnosen der 
in Frage kommenden Darmkrankkheiten konnte ich nicht stellen, nahm aber 
für alle Fälle Opium, um einer Ansteckung aus dem Wege zu gehen. Einer 
der englischen Militärärzte hatte mir versprochen, daß ich wie die eng- 
lischen Offiziere behandelt würde, wenn ich für die Kranken sorge. Das 
Versprechen wurde (wie alle anderen) nicht gehalten. Im Gegenteil, als 
ich den Kommandanten daran erinnerte, sagte er mir, daß ich als Arzt 
kein Recht hätte, wie Offizier behandelt zu werden, falls ich mich weigere, 
meine ärztliche Tätigkeit weiter auszuüben! 
(Berliner Tageblatt, 25. November.) 
Der Zusammenbruch des ruffischen Vormarsches. 
Amtlich. Großes Hauptquartier, 25. November, 
vormittags. 
Die englischen Schiffe wiederholten gestern ihre Unternehmungen 
gegen die Küste nicht. 
Die Lage auf dem westlichen Kriegsschauplatz ist unverändert; bei 
Arras machten wir kleine Fortschritte. 
riff In Ostpreußen wiesen unsere Truppen sämtliche russischen An- 
griffe ab. 
Die Gegenoffensive der Russen aus Richtung Warschau ist in Gegend 
Lowicz—Strykow—Brzeziny gescheitert. 
Auch in der Gegend östlich Czenstochau brachen sämtliche russischen 
Angriffe vor unserer Front zusammen. 
Oberste Heeresleitung. (W.T. B.) 
Kaiser Wilhelm und der österreichische Thronfolger. 
Wien, 24. November. 
Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet: Erzherzog Karl Franz 
Joseph hat heute folgendes Telegramm Seiner Majestät des Deutschen 
Kaisers erhalten: 
Großes Hauptquartier, 24. November. 
Euer K. und K. Hoheit bewährte Teilnahme an den Operationen 
unserer verbündeten Armeen gibt Mir zu dem Wunsche Veranlassung, 
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