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Belgiens beschützen würden. Noch bevor über diesen Punkt unsere Regie-
rung Deutschland und Frankreich auf den Zahn gefühlt hatte, wußte sie bei
ihrer ausgiebigen Kenntnis der militärischen Lage in beiden Ländern, daß
Frankreich in der Lage war, eine befriedigende Ant#ort erteilen zu können,
wogegen Deutschland dazu nicht imstande war.
So viel über die Tatsache. Es ist so, schließt Macdonald, ein Krieg, den
ein halbes Dutzend Diplomaten heworgerufen haben. Bis zu dem Augen-
blick, wo die einzelnen Botschafter abberufen wurden, lebten die Völker
friedlich nebeneinander ohne Haß und Neid. Ein halbes Dutzend Männer
pat uropa# an den Rand des Abgrundes geführt und Europa ist hinein-
gestürzt.
Bericht des Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 15. Dezember. vormittags.
Die Franzosen griffen gestern an mehreren Stellen vergeblich an.
Ein Angriff gegen unsere Stellungen südöstlich Dpern brach unter
starken Verlusten für den Ge#ner zusammen.
Ein feindlicher Vorstoß aus der Gegend nordöstlich Suippes wurde
ebenso wie ein feindlicher Angriff nordöstlich Ornes (nördlich Verdun)
unter schweren feindlichen Verlusten abgewiesen.
In der Gegend von Ailly-Apremont (südlich St. Mihiel) versuchten
die Franzosen in viermaligem Ansturm unsere Stellungen zu nehmen;
die Angriffe scheiterten. Ebenso mißlang ein erneuter feindlicher Vorstoß
aus Richtung Flirey (nördlich Toul).
In den Vogesen sind die Kämpfe noch im Gange. Bei der Rück-
eroberung des Dorfes Steinbach (westlich Sennheim) machten wir 300
Gefangene.
Aus Ostpreußen nichts Neues. Die deutsche von Soldau über Mlawa
in Richtung Ciechanow vorgedrungene Kolonne nimmt vor überlegenem
Feind ihre alte Stellung wieder ein.
In Russisch-Polen hat sich nichts Wesentliches ereignet. Die un-
günstige Witterung beeinflußt unsere Maßnahmen.
Oberste Heeresleitung. (WIB.)
Belgrad von den Oesterreichern geräumt.
Wien, 15. Dezember. (WB.)
Vom südlichen Kriegsschauplatz wird amtlich gemeldet: 15. Dezember.
Die durch das notwendig gewordene Zurücknehmen des eigenen
rechten Flügels geschaffene operative Lage ließ es ratsam erscheinen, auch
Belgrad zunächst aufzugeben. Die Stadt wurde kampflos geräumt. Die
Truppen haben durch die überstandenen Strapazen und Kämpfe wohl
gelitten, sind aber vom besten Geiste beseelt.
Zusammenkunft der drei nordischen Könige in Malmö.
Kristiania, 15. Dezember.
Aus Stockholm wird gemeldet, daß auf Initiative des schwedischen
Königs die drei nordischen Könige sich in Begleitung ihrer Minister des
Aeußern am 18. Dezember in Malmö treffen werden. Diese Meldung