Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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von England zur französischen Küste aufgestellt, augenscheinlich zur Siche- 
rung des Verkehrs; ferner im Hafen von Dover mehrere Schiffe, darunter 
eines der „Majestic“-Klasse, ebenso Schiffe unweit Dünkirchen. In dem 
Domns, dem längs der englischen Küste führenden Schiffahrtsweg, sah er 
regen Handelsschiffverkehr. Klares Wetter herrschte dort, während wir 
Dunst und Regen hatten. Mit dem Winde flog er in einer Stunde von 
Dover zu unserer Stellung zurück. Lebhaft wurde der kühne Flieger nach 
diesem ersten Streifzug eines deutschen Wasserflugzeuges bis zur eng- 
lischen Küste beglückwünscht. 
Der Verräter Weill. 
Der „Figaro“ veröffentlicht einen Brief des ehemaligen Reichstags- 
abgeordneten für Metz, Dr. Weill, an seine Freunde, worin dieser seinen 
am 5. August erfolgten Eintritt in die französische Armee bestätigt und 
gleichzeitig folgendermaßen zu rechtfertigen sucht. 
An meine Freunde in Elsaß-Lothringen! 
Seit Kriegsausbruch ließ ich, ohne zu protestieren und ohne zu de- 
mentieren, in der deutschen Presse die verschiedensten Nachrichten über 
mich verbreiten. Ich schuldete meinen in Straßburg gebliebenen alten 
Eltern dieses völlige Schweigen und zog vor, sie selbst in Unkenntnis zu 
lassen, als sie dem Groll derer auszusetzen, welche dort noch die Herren 
sind. Jetzt, wo meine Eltern in Sicherheit sind, habe ich die Freiheit, 
zu sprechen, wiedergewonnen. Ich trat am 5. August in die französische 
Armee ein. Wir Elsaß-Lothringer versuchten während der harten Pe- 
riode der Fremdherrschaft unser Recht und unsere Hoffnung der höchsten 
Sorge um den Frieden unterzuordnen und kämpften nur, um im Frieden 
ein Regime zu erlangen, welches uns erlaubt hätte, unserem Land seine 
Persönlichkeit und seinen Nationalcharakter zu bewahren. Diese gewollte 
und überlegte Resignation bedauern wir nicht. Dank ihrer können wir 
ebenso wie alle anderen Franzosen überzeugt sein, nichts vernachlässigt zu 
haben, damit der Krieg vermieden werde. Unsere moralische Kraft in der 
augenblicklichen Krisis ist darum nur größer, aber der Feind hat uns 
selber von den Einschränkungen befreit, welche uns die Sorge um den 
Frieden vorgeschrieben hat. Gestern noch, während wir seine ganze Macht 
sühlten, hat sich geweigert, die bescheidensten Forderungen anzuer- 
kennen. In seinem stolzen, blinden Wahn ging er soweit, das Bestehen 
einer elsaß-lothringischen Frage zu bestreiten. Jetzt hat er sie in ihrer 
ganzen Größe gestellt. Durch den Krieg, welchen er wollte und den er 
Europa aufgezwungen hat, gab er uns gleichzeitig unsere ganze Gedanken- 
freiheit und die Handlungsfreiheit wieder. Es gibt keine Einschränkungen 
für unsere Hoffnungen und für unseren patriotischen Willen mehr. Wir 
werden in den Rahmen der französischen Nation zurückkehren, welcher 
wir durch unsere Geschichte und unsere Traditionen angehören. Das 
Völkerrecht, welches vor 44 Jahren verletzt wurde, wird völlig wieder- 
hergestellt werden. Indem ich in die Armee der Republik eintrat und 
dadurch den Kampf gegen das militarisierte, verpreußte Deutschland, 
den Unterdrücker der Freiheit aller Völker, weiterführte, bin ich über- 
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