Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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Oesterreichischer Kriegsbericht. 
Wien, 29. Dezember. 
Amtlich wird verlautbart: 29. Degember, mittags: 
Die russische achte Armee, die vor etwa einer Woche die Offenfive 
gegen unsere über die Karpathen vorgerückten Kräfte ergriff, hat sich 
durch Ergänzungen und frische Divisionen derart verstärkt, daß es ge- 
boten schien, unsere Truppen auf die Voßhöhen und in den Raum von 
Gorlice zurückzunehmen. 
Die sonstige Lage im Norden ist hierdurch nicht berührt. 
Auf dem Balkankriegsschauplatze entfalteten die Montenegriner 
eine lebhaftere, aber erfolglose Tätigkeit. Bei Trebinje wurde ein 
schwacher Angriff auf unsere Vorfeldstellungen mühelos abgewiesen und 
die feindliche Artillerie zum Schweigen gebracht. Gegen ein starkes Grenz- 
fort Krippsje hatten die montenegrinischen Geschütze naturgemäß nicht 
den geringsten Erfolg. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. 
von Hoefer, Feldmarschalleutnant. 
Rußlands Schuld an dem Weltkriege. 
Brünn, 29. Dezember. 
Die Zeitung „Hlas“ gibt zum Beweise für Rußlands Schuld an dem 
Weltkriege Mitteilungen eines hervorragenden Vertreters der tsche- 
chischen Volkswirtschaft wieder, der vor etwa einem Jahre in Petersburg 
weilte als Vertreter tschechischer Werke, die von der russischen Kriegsver- 
waltung zum Wettbewerb für Militärlieferungen aufgefordert waren. 
Der Gewährsmann sprach auch bei dem russischen Kriegsminister vor, 
der sich zwar über die Angebote anerkennend aussprach, aber hinzufügte: 
Nach Oesterreich vergeben wir nicht einen Heller. Der Minister fuhr so- 
dann fort: 
Der Krieg mit Oesterreich-Ungarn ist unabwendbar. Wir bereiten 
uns schon lange auf ihn vor und sind schon vollständig auf ihn gerüstet. 
Es wird bei der ersten Gelegenheit zum Kriege kommen. Oesterreich- 
Ungarn muß vernichtet werden. Wir können es nicht länger dulden, 
es behindert uns. 
In gleicher Weise sprach sich nicht nur der Chef des russischen General= 
stabes, sondern auch, allerdings in minder schroffen Worten, der Minister 
des Aeußern aus. 
Französisches Mißtrauen gegen spanische Zeitungen. 
Wie aus Madrid gemeldet wird, ist einem dortigen Herrn, der an 
einige im Fort Richelien bei Cette internierte deutsche Offiziere spanische 
Zeitungen gesandt hatte, von dem Kommandanten des Forts ein ableh- 
nender Bescheid zugegangen, der in der Uebersetzung wie folgt lautet: 
Herrn Luis de d ., Madrid. 
Geehrter Herr! In Beantwortung Ihres letztes Briefes habe ich 
die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß die Zeitungen, die Sie für die Herren 
S. und R. geschickt haben und die in meine Hände gelangt sind, nicht aus- 
gehändigt werden, und das aus zwei Gründen: 
55“
	        
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