Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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Die Bilanz des Krieges. 
Was wir bis jetzt erreicht haben. 
Unter diesem Titel schreibt v. S. in der „B. Z. am Mittag"“: 
Fünf Monate sind verflossen, seitdem der Mobilmachungsbefehl er- 
lassen wurde und der große Weltkrieg begann, in dem wir noch begriffen 
sind und dessen Ende sich noch gar nicht übersehen läßt. Der Jahreswechsel 
gibt aber Veranlassung, den bisherigen Verlauf zu überblicken und sich 
zu fragen: was haben wir denn in dieser Zeit erreicht, und wie steht die 
Kriegslage. Jeder wird wohl in diesen Tagen die Bilang des Krieges 
ziehen, um sich daraus ein Bild über die künftige Entwicklung zu machen. 
Was wir erreicht haben? — Viel, sehr viel. Zunächst ist es gelungen, 
den Krieg auf beiden Fronten auf feindliches Gebiet zu tragen und seine 
Schrecken dem eigenen Lande zu ersparen. Im Westen ist dies von 
Anfang an der Fall gewesen, nur unbedeutende Teile der Reichslande 
haben die Franzosen auf ihrem Boden gesehen. Dies war in der Gegend 
von Mülhausen, als die Franzosen Anfang August einen Vorstoß von 
Belfort her unternahmen, der sie vorübergehend in den Besitz von Mül- 
hausen brachte und südlich Metz, als eine starke feindliche Armee am 
20. August einen großen Einfall nach Deutsch-Lothringen unternahm. 
Beide Vorstöße wurden aber unmittelbar an der Grenze abgewiesen. Jetzt 
find nur noch einige taktisch ungünstig gelegene Ortschaften in den Vogesen 
im feindlichen Besitz. Im übrigen stehen unsere Heere in Westflandern 
und Nordfrankreich und haben bisher in ihren Stellungen alle feindlichen 
Angriffe erfolgreich abgewiesen. 
Im Osten konnte zu Beginn des Krieges der Einfall der Russen in 
Ostpreußen allerdings nicht gehindert werden, und diese Provinz hat schwer 
unter den Feinden zu leiden gehabt, aber bald davrauf wurden die Russen 
in mehreren Schlachten entscheidend geschlagen, zum Teil vernichtet und 
Ostpreußen von den Feinden befreit. Jetzt wird die Grenze erfolgreich 
gegen alle Angriffe stärkerer feindlicher Abteilungen gehalten, wobei 
allerdings aus taktischen Gründen die Stellungen der Grenzschutztruppen 
nicht überall unmittelbar an der Grenze liegen, sondern stellenweise etwas 
zurückverlegt sind, so daß die Russen einzelne Grenzorte vorübergehend 
besetzen konnten. Auch ist es ihrer Kavallerie gelegentlich gelungen, im 
Norden über die Grenze vorzugehen, sie ist aber nirgends weit in das 
Innere des Landes gekommen, sondern sehr bald wieder zurückgetrieben. 
Unser Ostheer steht aber im siegreichen Kampfe in Westpolen, dicht vor 
den Toren Warschaus und an der Weichsel, nachdem es das große russische 
Millionenheer bis dorthin zurückgeworfen hat. 
Trotzdem wir gezwungen waren, den Krieg nach zwei Fronten zu 
führen, auf deren einen uns gleichzeitig drei Mächte gegenübertraten, die 
ihre Heere noch durch weither geholte Kolonialtruppen verstärkten, auf 
deren anderer ein zahlenmäßig weit überlegenes Millionenheer zu be- 
kämpfen war, sind wir im Verlauf des Krieges auf beiden Stellen offensiv 
geworden, haben die Feinde in ihrem eigenen Lande aufgesucht und stehen 
mit unseren siegreichen Heeren auf feindlichem Boden. Das ist viel, sehr 
viel. Großes haben unsere tapferen Heere schon erreicht. Allerdings 
müssen wir uns gleichzeitig klar sein, daß noch vieles zu tun ist, bis die 
Gegner wirklich niedergerungen sind und zum Abschluß eines uns genehmen 
 
	        
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