wie in Südamerika wirkte seit langem fast die gesamte Presse in englisch-
französischem Sinne. 1
Die Frucht dieser Saat, die uns auch in Friedenszeiten vielen
Schaden getan, ist in diesem Krieg geerntet: die öffentliche Meinung,
auch des neutralen Auslandes hat sich weit überwiegend auf die anti-
deutsche Seite gestellt. ·
Freilich: die Wirkung dieser Lügenpädagogik wäre doch nicht so
durchschlagend gewesen, wenn in jenen Landen nicht innere Gegensätze
zu deutschem Wesen vorhanden wären. Fleiß, Wissen, Gewissenhaftigkeit,
Ordnungsliebe und Opferwilligkeit haben den Deutschen zu großen poli-
tischen und wirtschaftlichen Erfolgen geführt; haben ihm aber auch
Neider und Hasser in Menge erstehen lassen. Der Versuch, durch Fleiß
und Wissen dem deutschen Mitbewerber in der Welt gleichzukommen,
ihn gar unterzukriegen, liegt weder dem Engländer noch den andern;
jetzt soll er nach langgehegtem Plan mit Gewalt kleingemacht werden.
Jedenfalls ist es unfrerseits versäumt worden, die Bearbeitung der
öffentlichen Meinung des Auslandes durch unsre Gegner mit ent-
sprechenden Gegenmitteln zu bekämpfen. Die ausländische Presse ist
zum großen Teile mehr oder weniger käuflich; die Zahlungsmethoden
mögen hier feiner, dort gröber sein. Auch die in Laienkreisen bis vor
lurzem sehr angesehene „Times“ spielt hier eine wenig erbauliche Rolle.
Wie sie sich gegen bestimmte Summen den Regierungen zur Verfügung
stellt, darüber ist erst kürzlich allerlei enthüllt worden; sie verschmäht
selbst kleine Staaten nicht. Paraguay zahlt ihr jährlich 2000 Pfund
Sterling. Die argentinische Regierung hat neuerdings einen ähnlichen
Erxpressungsversuch der „Times“ abgelehnt. Daß ihr ihre berühmte
russische Beilage enorme Summen einbrachte, war in fachmännischen und
politischen Kreisen ein offenes Geheimnis. Wenn jetzt bekannt wird,
daß die russische „Nowoje Wremja“ denselben Geldmännern gehört wie
die „Times“, so kann man sich ungefähr denken, welch tendenziöse unter-
irdische Maulwurfsarbeit hier getrieben wurde. Die „Times“ rühmte
sich ganz offen, daß dieser Krieg ihr Krieg wäre. — Dies ein Beispiel
für viele.
In Deutschland wäre es, — das darf zum Ruhme unsrer Presse
gesagt werden — völlig undenkbar, daß deutsche Zeitungen im Solde des
Auslandes stehen. Das erklärt manche Versäumnisse, die wir draußen
begangen, entschuldigt sie aber nicht. Denn diese Versäumnisse haben uns
ernsten Schaden bereitet. Dazu kam noch, daß England in der Lage war,
unfre direkten Kabelverbindungen zu zerstören. „Deutschland ist vom
internationalen Nachrichtenverkehr abgeschnitten, kann sich gegen Lügen
nicht verteidigen“ klagte der Kanzler im Beginn des Krieges.
All diesen Uebelständen muß durch den Frieden und nach dem
Frieden mit Nachdruck abgeholfen werden. Das wird, wenn des Krieges
Stürme schweigen, eine unfrer Hauptaufgaben sein, und nicht die
leichteste.
Aber selbstverständlich konnte der Angriff gegen die Großmacht Lüge, die
gegen uns aufgeboten ist, nicht bis zum Friedensschluß aufgeschoben werden,
er mußte sofort erfolgen. Und das ist in reichem Maße geschehen. Der Kanz-
ler, Botschafter, wirtschaftliche und wissenschaftliche Körperschaften, engere